Hier eine Auswahl an Büchern (und vergleichbaren Medien), die auf Basis meiner Beschäftigung mit der Philosophie erwachsen ist und die ich auch immer wieder ergänze, sobald ich auf einen weiteren interessanten Denker gestoßen bin. Die Auflistung ist nicht bloß auf rein philosophische Werke beschränkt, sondern umfasst auch Bücher und deren Autoren aus Bereichen, die mit Philosophie nur im weitesten Sinn zu tun haben. Hierzu zählen vor allem breite Teile der Sozial- und Humanwissenschaften, geistes- und kulturwissenschaftliche Disziplinen, naturphilosophisch relevante Gebiete aus den Naturwissenschaften und eine Auswahl an geistreicher belletristischer Literatur.
Zur besseren Orientierung habe ich die Liste in vier Ebenen untergliedert: Auf oberster Ebene wird zwischen den großen Epochen der Philosophiegeschichte unterschieden, ergänzt durch die bereits erwähnten Bereiche, die die Philosophie berühren oder erweitern. Diese Ebene wiederum habe ich nach Disziplinen und Positionen unterteilt, die ich auch möglichst prägnant beschrieben (vielmehr paraphrasiert oder zitiert) habe (siehe auch das aufklappbare Inhaltsverzeichnis unten: dazu einfach mit der Maus über die entsprechende Disziplin fahren). Als Quellen dienten mir verschiedene Lexika und Enzyklopädien (Wikipedia – vor allem der Artikel Zeittafel zur Philosophiegeschichte, Brockhaus etc.) sowie eben jene dort aufgelisteten Werke. Hier seien vor allem die Übersichtswerke von Siegfried König und die hervorragende Beck'sche Reihe „Klassiker“ hervorzuheben.
Die beiden letzten Ebenen beinhalten schließlich die einzelnen Autoren (dritte Ebene) und ihre Werke (vierte Ebene), jeweils subsumiert unter den Disziplinen und Schulen, denen sie primär angehören oder zugeordnet werden können.
Natürlich gehören viele Denker mehreren Disziplinen oder Denkrichtungen an, so dass eine einfache Kategorisierung dann ein zu flaches oder verfälschtes Bild des jeweiligen Denkers abgeben würde. Jedoch besitzen die allermeisten großen Philosophen und Wissenschaftler eine spezifische Kernkompetenz, die sie besonders exponiert, und eine angemessene Zuordnung kann dann durch sie erfolgen. Solche umfangreichen Denker, die sich dennoch einer eindeutigen Kategorisierung verweigern, werden dann auch an anderer Stelle aufgeführt, dort aber nur als Referenz auf die primäre bzw. durch mich als primär festgelegte Zuordnung. (In der folgenden Navigationsfäche werden diese grau angezeigt.)
Zu beachten sei dann noch die Unterscheidung zwischen Disziplinen (Fachrichtungen) und Positionen (Strömungen, Schulen, Methoden, Modelle), die jeweils ineinander übergreifen können. So stellt z.B. die Systemtheorie ein fachübergreifendes Modell dar, und die Erkenntnistheorie beherbergt verschiedene Positionen in sich. Beispielsweise ist eine systemtheoretische Position innerhalb der Erkenntnistheorie der Operative Konstruktivismus nach Niklas Luhmann, der wiederum als ein systemtheoretisch denkender Soziologie bezeichnet werden kann, womit man ihn aber nicht gänzlich abdeckt.
Lange Rede, kurzer Sinn – das soll die Auflistung nun sein: Eine Orientierungshilfe und ein Literatur-Ratgeber für wissensdurstige Menschen wie mich, die sich dem Studium der Weisheit verschreiben wollen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität hinsichtlich der Relevanz besteht selbstverständlich nicht und kann auch nicht bestehen. Viel mehr zeigt sich hier meine interessengeleitete und vornehmlich an deutschsprachigen Publikationen orientierte Auswahl, wobei sicher auch bedeutende Autoren fehlen, von deren Existenz und Werke ich bislang noch gar nichts weiß. Hierzu recherchiere ich jeweils die in einem Buch zitierten Autoren, die ich für relevant halte oder zumindest ausgesprochen interessant finde und ergänze dann ggf. die Liste um diese und deren Werke. Der Schwerpunkt liegt dabei auf solchen Autoren, die in ihrem Fachbereich bedeutsame Leistungen vollbracht und diesen somit wesentlich verändert, zumindest aber neue Aspekte herausgearbeitet haben, ihn also auf die eine oder andere Weise vorangetrieben haben. Aber auch solche Autoren möchte ich in dieser Auswahl nicht missen lassen, die sich um die Ausarbeitung von Einführungen oder einer Gesamtdarstellung ihrer Fachbereiche verdient gemacht haben. Ferner liegt das Gewicht der Auswahl auch viel mehr auf Seiten von Ausarbeitungen theoretischer Konzepte und weniger bei praktischen Anwendungsgebieten oder Arbeiten über einzelne Autoren und Werkanalysen. Aus diesem Grund bleiben zum Beispiel die Pädagogik als kulturell bedeutsame wissenschaftliche Disziplin wie auch die anderen anwendungsorientierten Wissenschaftsgebiete und auch Sekundärliteratur über bedeutsame Denker (mit Ausnahme von Einführungswerken und wirkmächtigen Publikationen) weitestgehend außen vor.
Nachtrag: Da das PDF-Dokument mittlerweile auf über 200 Seiten angewachsen ist und dadurch erheblich an Übersicht eingebüßt hat, steht nun auch das unten angezeigte Inhaltsverzeichnis als Navigationsfläche zur Verfügung: Einfach die gewünschte Disziplin anklicken und anschließend einen Autor. Wahlweise kann auch über die Suchfunktion unterhalb des Verzeichnisses ein Autor samt seinen Werken direkt gesucht und aufgelistet werden. Mittels Anklicken des Namens kann anschließend der entsprechende Artikel in der Wikipedia aufgerufen werden, sofern dieser existiert.
Die gängigen PDF-Reader besitzen übrigens alle eine Volltext-Suchfunktion. Somit lässt sich dort auch einfach zu den gesuchten Textstellen hinspringen. In den meisten Fällen kann die Volltextsuche mit der Tastenkombination Strg-F direkt aufgerufen werden.
Nachtrag vom 4. Oktober 2017: Mit dem heutigen Tag hat das PDF-Dokument die 400-Seiten-Grenze durchbrochen. Wenn man bedenkt, dass diese Auflistung nur einen Ausschnitt an geistreicher Literatur ausmacht, so könnte man doch voller Stolz verkünden, welchen geistigen Fortschritt das Menschengeschlecht bislang durchlaufen hat. Schaut man jedoch auf die jüngsten Kriegsereignisse und Wahlergebnisse weltweit, lässt sich aber auch genauso gut und mit vollem Recht das Gegenteil sagen. Auf der einen Seite wächst der Anteil an fanatischen Ideologen, auf der anderen Seite der Anteil an gebildeten Idioten. Fürchterlich noch deren Schnittmenge. Man darf gespannt sein, wohin uns das noch führt...
„Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen.“ (Immanuel Kant)1
Nachtrag vom 8. Mai 2018: Ich hätte nicht gedacht, dass die 500-Seiten-Marke so schnell erreicht werden würde. Die Anzahl an geistreichen Werken scheint schier unendlich! Ebenso die Produktivität mancher Autoren, die mehr Bücher schreiben oder herausgeben, als viele der sogenannten mündigen Bürger im selben Zeitraum lesen. Gerade heute, am „Tag der Befreiung“, also am Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges wird mir schmerzhaft bewusst, wie viel Leid hätte vermieden werden können, hätte es in der Bevölkerung einen viel breiteren Grad an Bildung gegeben mitsamt der damit gewachsenen Fähigkeit zur Reflexion, Introspektion und Perspektivenübernahme. Ich hoffe nicht, dass sich die Zeit dahingehend wiederholt, auch wenn viele beunruhigende Anzeichen momentan dafür sprechen. Auf einen neuen „Tag der Befreiung“ kann ich jedenfalls gut und gerne verzichten...
„Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.“ (Albert Einstein)
Nachtrag vom 23. November 2018: Nun sind es schon 600 Seiten. Ja, so schnell geht das. Aber in der Zwischenzeit haben sich auch einige Neuerungen in der Navigationsfläche ergeben: Die einzelnen Punkte des Inhaltsverzeichnis sind nun mittels einer Auswahlbox direkt ansteuerbar. Dazu wurden die langen Auflistungen der Punkte „Philosophie des 20. Jahrhundert und der Gegenwart“ und „Wissenschaften und Konzepte von der menschlichen Psyche“ zur besseren Übersicht in mehrere Abschnitte aufgeteilt. Verbesserungen gibt es auch bei der Auflistung der Autoren: Wurde ein Autor selektiert, kann nun auch direkt sein Vorgänger und Nachfolger aufgerufen werden, ohne dafür zum entsprechenden Listenpunkt zurückspringen zu müssen. Dazu einfach auf den jeweiligen Pfeil (nach oben bzw. nach unten) rechts neben dem Namen des Autors klicken. Ferner können jetzt alle Bücher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek sowie bei den gängigsten Anbietern (Amazon, Medimops, AbeBooks und Booklooker) direkt per Mausklick angezeigt werden. Hierfür einfach den gewünschten Buchtitel anklicken. Es können auch alle Bücher auf einmal durch die Menüpunkte der Navigationsleiste unterhalb des jeweiligen Autors ausgewählt werden. Dadurch wird auch der Name des Autors neu verlinkt (standardmäßig: Wikipedia). Wohin der Link jeweils verweist, erkennt man auch jederzeit an der zum Anbieter im Menüpunkt korrespondierenden Farbe.
Nach-gedacht am 5. November 2019:
Nun sind's schon siebenhundert Seiten
Mit und auch ohne Idiotie
Bleibt es die Ideologie
Von der sich Menschen lassen leiten
Zuweilen mit viel Phantasie
Nachgetragen am 8. Juni 2021: Die Publikationslisten von Jacques Derrida und Ernst Peter Fischer sind nun vervollständigt: Direkter Sprung auf 800 Seiten! Es gibt eben Autoren, die schreiben mehr als andere. Viel mehr. Sogar sehr viel mehr! Das liegt hauptsächlich daran, dass sie ein Thema haben, welches sie stets von neuem bedienen können. Es gibt eben keinen Text, der sich nicht auch dekonstruieren ließe; über Wissenschaft findet sich immer wieder neuer Stoff, der auch ganz dringend erzählt werden muss! Oder Gott: Was kann Mensch nicht alles über ihn wissen und berichten, was nicht auch der ganzen Menschheit mitgeteilt werden möchte! Die Vorstellung einer „Ausschlachtung“ drängt sich beinahe auf. Oder wie es Heinz Erhardt mal so kurz wie treffend auf den Punkt gebracht hatte:
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit. Warum auch nicht – es hat ja Zeit!
Dabei fällt mir gerade auf, dass ich Heinz Erhardt noch gar nicht aufgeführt habe, diesen un- und großartigen Denker! Dies hole ich nun direkt nach, auch wenn er (aber weniger durch ihn selbst) eine weitere „Ausschlachtung“ repräsentiert, die wohl weitere Seiten in Anspruch nehmen wird.
24. Februar 2022: 900 Seiten umfasst seit heute diese Auflistung allein von Buchtiteln von Autoren, die die Menschheit als solche im Kleinen wie im Großen vorangetrieben haben. Und dennoch, genau heute, am selben Tag: Der erste Angriffskrieg auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg. Ich bin sprachlos... Mein Kopf will sich mehr schütteln, als mein Hals es zulässt. Ich gerate in Fassungslosigkeit, und noch das letzte bisschen Zuversicht und Hoffnung löst sich von mir... Ich kann indes nur noch auf Fußnote (1) verweisen, die seit Anbeginn der Menschheit ihre Gültigkeit beibehalten hat offenbar als eine ewige Wahrheit. Der Sprung vom vernunftbegabten zum vernunftgeleiteten Wesen scheint der Gattung Homo nicht zu gelingen.
Das ist ein Jahr, da möchte alles sterben!
Die Welt verliert das Laub und den Verstand.
Der Winter und die Dummheit sind die Erben.
Und was sich Hoffnung nannte, wird verbrannt.
(Erich Kästner)2
Resümee nach 1000 Seiten am 14. März 2023 (in Anlehnung an Rilkes Panther):
Sein Blick ist vom Zusammenstelln der Seiten
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob ihn tausend Seiten leiten
und hinter tausend Seiten keine Welt.
______________________
1) Kant, Immanuel: Anmerkung zur »Einleitung. Von der transzendentalen Urteilskraft überhaupt« in: KrV, B 132.
Und weil sie so schön ist, hier die komplette Anmerkung: „Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen. Ein stumpfer oder eingeschränkter Kopf, dem es an nichts, als an gehörigem Grade des Verstandes und eigenen Begriffen desselben mangelt, ist durch Erlernung sehr wohl, so gar bis zur Gelehrsamkeit, auszurüsten. Da es aber gemeiniglich alsdenn auch an jenem (der secunda Petri) zu fehlen pflegt, so ist es nichts Ungewöhnliches, sehr gelehrte Männer anzutreffen, die, im Gebrauche ihrer Wissenschaft, jenen nie zu bessernden Mangel häufig blicken lassen.“
2) Kästner, Erich: »Elegie nach allen Seiten« in ders.: »Gesang zwischen den Stühlen«, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 4. Auflage 1999, S. 53 (Erstausgabe 1932)
eine knappe Auswahl allgemein gehaltener Übersichts- und Einführungswerke der Weltgeschichte und der Entwicklung des Menschen und seines Wissens (somit auch der Wissenschaften), die selbst keinen expliziten philosophischen Anspruch erheben, sich jedoch durch ihre Aufarbeitung bzw. durch ihre reflektorische Perspektive für die Hinführung zu einer philosophischen Auseinandersetzung anbieten
Geschichte der Menschheit und des Wissens
Einführungs- und Übersichtswerke der Philosophie und der Philosophiegeschichte unterschiedlichen Umfangs und Anspruchs, die sich an eine interessierte Leserschaft richten, welche zum Verständnis der Werke keinerlei philosophisches Vorwissen benötigt, sondern im Gegenteil ihr dieses erst vermittelt werden soll, unabhängig von akademischen Interessen und Zielsetzungen
Einführungen in die Philosophie
Ersteres das aktuelle Grundwissen in Philosophie als akademisches Fach in einem allgemeinen und umfassenden Sinn eines Hochschulgrundkurses oder zumindest einer Propädeutik, das über die Wissensvermittlung einfach gehaltener Einführungen hinausreicht und sich als Einladung in eine weiterführende akademische Auseinandersetzung versteht; Letztere eine allgemeinverständliche und an eine breite Leserschaft gerichtete Darbietung philosophischer und aktueller gesellschaftlicher Themen, Frage- und Problemstellungen mit Rückgriff auf die verschiedensten Epochen, Disziplinen und Strömungen der Philosophiegeschichte und unter Einbeziehung der neusten Untersuchungsergebnisse aus den Einzelwissenschaften
Philosophisches Grundlagenwissen und Populärphilosophie
Buchreihen
Buchreihen
eine Zeitschrift für philosophische, gesellschaftliche, politische und lebensweltliche Themen mit dem Ziel, philosophisches Denken auch jenseits von universitären Fachkreisen zu vermitteln und zu diskutieren
Philosophie Magazin
periodisch erscheinende Essaysammlungen bzw. aus deren Hauptmotiven ausgearbeitete Monographien zeitkritischer Autoren über aktuelle gesellschaftliche Probleme und Fragestellungen, deren Komplexität und Vielfalt an Perspektiven erkannt und thematisiert werden sollen, um sie dadurch angemessener beschreiben und umfassender verstehen zu können mit der Überwindung an simplen Deutungsmustern und Unterscheidungsmerkmalen orientierter Eindeutigkeiten und daraus abgeleiteter einseitiger hegemonialer Strategien
Neues Kursbuch
Antiker Mythos und Entstehungsgeschichte der Weltreligionen
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Bezeichnung für die überwiegend aus Vorderasien stammende Literatur des Altertums in Form von Hymnen, Mythen, Epen, Rechtssätzen und rhetorischen Schriften (Fabeln, Parabeln, Gleichnisse, Streitgespräche etc.), die für die Entstehungsgeschichte der Philosophie von Bedeutung sind
Altorientalische Schlüsselwerke
die ältesten erhaltenen Schriften, die als maßgeblich für die griechischen Göttermythen, der Geschichten der Götter und Heroen des antiken Griechenlands angesehen werden und einen großen Einfluss auf das Denken der altgriechischen Gelehrten und Künstler ausgeübt haben
Schlüsselwerke der griechischen Mythologie
alte Weisheitslehren sowie Entstehungsepoche der religiös-philosophischen Lehren Indiens und Chinas (Hinduismus, Buddhismus Konfuzianismus und Daoismus), die auch über Asien hinaus einen wesentlichen Einfluss auf Religion und Geisteswelt der Menschen ausüben
Frühe indische und chinesische Philosophie
die Bezeichnung der Anfangszeit des Christentums, die von der Kreuzigung Jesu um das Jahr 30 n. Chr., bis zur Abfassung der letzten urchristlichen Schriften, die später in das Neue Testament aufgenommen wurden, also bis um 100/110 n. Chr., reicht
Urchristentum
Weltreligion, die nach der arabischen Überlieferung mit einem Berufungserlebnis Mohammeds am Berg Hira in der Nähe von Mekka entstand, bei dem er durch den Engel Gabriel einen Verkündigungsauftrag erhielt
Islam
Philosophie der Antike (650 v. Chr. - 600 n. Chr.)
im Denken vom Mythos zum Logos, wobei rationale und wissenschaftliche Erklärungen neben das zeitgenössische, von Mythen und Göttern geprägte Weltbild gestellt werden
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Erstere Philosophie der griechischen Antike, die noch nicht von Sokrates beeinflusst ist und bei der vorwiegend die Erforschung der Natur, die Entstehung der Welt sowei des gesamten Kosmos und die ersten Grundfragen der Philosophie (z.B. die Frage nach dem Urgrund bzw. Urstoff) im Mittelpunkt des Denkens steht; Letztere Bezeichnung für in dieser Epoche (und noch in der des Sokrates) die Lehre von vielseitig gebildeten Didaktikern und Rhetorikern, die eine neue, auf den Menschen, seine Ethik und sein Erkenntnisvermögen ausgerichtete, aufklärerisch-philosophische Epoche eingeleitet haben, ihre Bildung aber auch als Rabulistik im Sinne einer „Kunst der egoistischen Manipulation“ feilgeboten haben sollen
Vorsokratik und Sophistik (600 v. Chr. - 350 v. Chr.)
durch die „drei großen Athener“ (Sokrates, Platon und Aristoteles) geprägtes abendländisches Denken mit Fokussierung auf den Menschen mit dem Setzen neuer Maßstäbe in den Themengebieten Metaphysik, Erkenntnistheorie, Ethik, Anthropologie, Staatstheorie, Kosmologie, Kunsttheorie und Sprachphilosophie
Griechische Klassik (420 v. Chr. - 300 v. Chr.)
Weiterentwicklung der klassischen Denkansätze vorwiegend durch Etablierung der klassischen und Gründung neuer philosophischer Schulen sowie deren umfassende Verflechtung in die spätantike abendländische Gesellschaft und Prägung derselben
Hellenismus und Spätantike (300 v. Chr. - 400 n. Chr.)
die in der christlichen Theologie und Philosophie bezeichnete Wissenschaft, die sich mit der Zeit der Kirchenväter und deren Ausarbeitung der kirchlichen Lehre bis hin zur Dogmatik beschäftigt auf Grundlage der Bibel und mittels christlicher Auslegung der griechischen, vorwiegend platonischen Philosophie
Patristik (1. - 7. Jahrhundert. n. Chr.)
Philosophie des Mittelalters (600 - 1400)
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
vorbereitende Phase und Anfangszeit der Schulphilosophie, in der herausragende Denker sich nicht mehr auf die klösterliche Kontemplation beschränken, sondern mit methodischen Verfahren und Argumenten der Vernunft offensichtliche Widersprüche in den kirchlichen Lehren hinterfragen und diskutieren wollen, wobei Anklagen wegen Ketzerei und anschließende Widerrufungen nicht außergewöhnlich waren
Vorscholastik und Frühscholastik
Philosophie der arabischen akademischen Hochkultur, die sich dadurch entwickelt hat, dass zahlreiche griechische Texte ins Arabische übersetzt, kommentiert und interpretiert worden sind, und deren Fokus auf einer Vermittlung der hauptsächlich platonischen und aristotelischen Schriften mit der islamischen Glaubenstradition liegt, die auch auf das Abendland einen großen Einfluss ausübt
Islamische Philosophie
als Widerspruch oder Ergänzung zur wissenschaftlichen Rationalität und lehrhaft vermittelten theoretischen Theologie der Scholastik sich verstehende Praxis, die die wahre Erfüllung in der Einswerdung im Sinne einer mystischen Liebes-Vereinigung („unio mystica“) mit Gott sieht, welche in der Kontemplation und in einem unmittelbaren Glauben zu erreichen ist, wobei die klösterliche Gottessuche und die persönliche Gotteserfahrung wieder an Bedeutung gewinnen
Christliche Mystik
religionsphilosophische Denkrichtung, die die aristotelische und zum Teil auch neuplatonische Philosophie mit der jüdischen Theologie in Einklang zu bringen beabsichtigt
Jüdische Philosophie
verglichen mit der auf Augustinus zurückgehenden Ablehnung der Naturwissenschaften und der stark untergeordneten Rolle der Vernunft, eine liberalisierte Denkweise, die durch die Aristoteles-Rezeption, das Erstarken der Universitäten und nicht zuletzt durch die wissenschaftliche Tätigkeit der großen Orden einen starken Antrieb erfährt und dadurch eine Blütezeit erlebt
Hochscholastik
Denkweise der Gelehrtenwelt, die sich zunehmend von der auf Logik und Vernunft aufgebauten Glaubenslehre abwendet, was schließlich zur Trennung von Glauben und Vernunft führt, in beiden Bereichen aber wegweisend bleibt, teils beeinflusst durch das konfliktreiche Machtstreben des Papstes und die zunehmende Bildung des Laientums durch die Universitäten
Spätscholastik
eine religiöse Erneuerungsbewegung innerhalb der spätmittelalterlichen Kirche, die auf eine besondere persönliche und innerliche Frömmigkeit abzielt, die ihre Kraft nicht so sehr aus der Mitfeier der kirchlichen Liturgie und aus den Sakramenten schöpft als vielmehr aus der stillen Betrachtung des Leidens Christi und aus dem Geiste der Bergpredigt
Devotio moderna
Philosophie der Renaissance und Reformation (1400 - 1600)
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Erstere maßgeblich durch Martin Luther ausgelöste Diskussion um die Reformbedürftigkeit der katholischen Kirche (Ablehnung der Ablassbriefe, des Ämterkaufs und religiöser Riten wie Wallfahrten, Kasteiungen u.ä.), die eine Spaltung der Kirche verursachte; Letztere Bezeichnung für den Versuch der römisch-katholischen Kirche, den sich sowohl politisch als auch institutionell etablierenden Protestantismus, auch gewaltsam, zurückzudrängen
Reformation und Gegenreformation
Weltanschauung, die auf die abendländische Philosophie der Antike zurückgreift und sich an Interessen, Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert, wobei Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit als wichtige Prinzipien menschlichen Zusammenlebens gelten
Renaissance-Humanismus
politisch-philosophische Denkweisen und Geisteshaltungen in der Wendezeit von der göttlichen zur juristischen Gerechtigkeitsbegründung, die durch die Auseinandersetzung mit politischer Herrschaft und Rechtsgrundlagen gekennzeichnet ist, und auf deren Grundannahmen konkrete Regelschriften, politikwissenschaftliche Lehrbücher, Staatstheorien und Gesellschaftsutopien unter Berücksichtigung ethischer Fragen wie Toleranz und Freiheit ausarbeitet worden sind
Politische Philosophie und Staatstheorie
durch einen deutlichen Anstieg von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und durch einen zunehmenden neuplatonischen und mystischen Einfluss auf Naturdeutungen geprägte Epoche, die zu manchen Punkten der vorherrschenden traditionellen (vorwiegend an Aristoteles und Ptolemäus orientierten und von Aussagen der Bibel abgeleiteten) Naturauffassung in Widerspruch und somit in Konflikt mit dem kirchlichen Dogma steht, welches das wissenschaftliche Denken des ausgehenden Mittelalters der Scholastik bestimmt hat
Mystik und Naturphilosophie
Philosophie der frühen Neuzeit (1600 - 1800)
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Zusammenfassung von politischen Philosophen, Staatstheoretikern und Rechtsgelehrten der frühen Neuzeit, die keiner gesonderten Schule zuzurechnen sind, und die mit ihrer jeweils eigenen Auseinandersetzung mit Rechtsgrundlagen und -verhältnissen, Vertrags- und Verfassungstheorien, politischer Macht und anthropologischen Fragestellungen auf unterschiedliche Weise auf den entstehenden Zeitgeist der Aufklärung eingewirkt bzw. ihn mitgeprägt oder zu ihm Stellung bezogen haben (auch in gegenaufklärerischer Position)
Politische Philosophie, Staatsphilosophie und Rechtsphilosophie
durch eine „wissenschaftliche Revolution“ gekennzeichnete Epoche der Wissenschaftsgeschichte, die aus einer konzeptionellen Umwandlung der klassischen Wissenschaften und aus den ausgedehnten experimentellen Studien resultiert ist und somit den modernen Wissenschaftsbetrieb als einer eigenständigen Domäne begründet hat, der zu dieser Zeit vorwiegend von einem mechanischen oder monadischen Grundverständnis von der Natur geprägt ist
Naturphilosophie und Wissenschaftsphilosophie
Erstere Sammelbezeichnung für mystisch-religiöse und spekulativ-naturphilosophische Denkansätze, die die Welt pantheistisch als Entwicklung Gottes auffassen, alles Wissen direkt auf Gott beziehen und in dieser Verbindung Gott oder das Göttliche auf einem Weg intuitiver Schauung unmittelbar zu erfahren trachten; Letzterer eine theologische Haltung, die eine unmittelbare Beziehung zu Gott durch den Geist in den Vordergrund stellt und eine äußere, dingliche Vermittlung etwa durch Sakramente, die Bibel oder das geistliche Amt abwertet oder ausschließt
Theosophie und Spiritualismus
eine methodisch an den Naturwissenschaften orientierte erkenntnistheoretische Position und in einem historischen Sinn eine prägende philosophische Richtung der Aufklärung, die im direkten Gegensatz zum Rationalismus davon ausgeht, dass alle Erkenntnis auf Wahrnehmung und Erfahrung beruht und dabei die Möglichkeit einer Erkenntnis bestreitet, die unabhängig von der Erfahrung ist oder dieser vorausgeht
Empirismus
eine erkenntnistheoretische Position und in einem umfassenderen Sinn eine philosophische Strömung der Aufklärung, die davon ausgeht, dass der Verstand die objektive und als logisch-gesetzmäßig angenommene Struktur der Wirklichkeit erkennen kann, sowohl auf physikalischem, metaphysischem als auch auf moralischem Gebiet und mit Rückgriff auf ein Wissen vor jeder Sinneserfahrung
Rationalismus
eine sich auf Descartes beziehende, geistesphilosophische Position, die die dualistische These vertritt, dass Körper und Geist keinen kausalen Einfluss aufeinander haben und nur scheinbar in Wechselwirkung miteinander stehen, tatsächlich aber durch Gott vermittelt und synchronisiert werden, so dass nur der Eindruck einer kausalen Verbindung entsteht
Okkasionalismus
eine philosophische Strömung und Literaturgattung, die durch einen zumeist essayistischen und aphoristischen Stil charakterisierbar ist, deren Vertreter durch ihre kritischen Beschreibungen und Deutungen der Sitten und Handlungsweisen ihrer Mitmenschen eine aufklärerische Wirkung auf die Gesellschaft ausgeübt haben
Moralistik und aufklärerische Moralkritik
Bezeichnung für die im Wesentlichen bürgerliche Emanzipationsbewegung, die die abendländische Gesellschaft von den Autoritätsansprüchen der Kirchen, der absoluten Monarchie und der Scholastik zu befreien sucht und die autonome menschliche Vernunft als die einzige und letzte Instanz bestimmt, die kritisch über Methoden, Wahrheit und Irrtum jeder Erkenntnis ebenso entscheiden soll wie über die Normen des ethischen, politischen und sozialen Handelns mit der Forderung nach Freiheit der Meinungsäußerung und Toleranz gegenüber anderen Meinungen
Französische Aufklärung
Zusammenfassung für britische, schottische und nordamerikanische Aufklärer, die in ihren moral- und sozialphilosophischen sowie in ihren erkenntnis- und staatstheoretischen Schriften auch vom Empirismus und Skeptizismus abweichende Positionen vertreten
Britische, schottische und nordamerikanische Aufklärung
eine anfänglich durch den Rationalismus geprägte Epoche und anschließend Teil der auf Vernunftprinzipien aufbauenden Geistesströmung und gesellschaftlichen Bewegung, die durch die kritische Philosophie von Immanuel Kant ihren Höhepunkt und ihre Vollendung erreicht und der gesamten abendländischen Philosophie eine neue Denkrichtung gibt
Deutsche Aufklärung
Erstere Epoche der Schweizer Geschichte, die durch die Ausbreitung eines ausgesprochen rationalistischen Gedankenguts der Aufklärung geprägt ist, welches durch ein Vertrauen in den eigenen Verstand als Überwindung des mittelalterlichen Vertrauens auf Gott, durch bedeutende naturrechtliche Beiträge sowie durch eine zunehmende Toleranz der reformierten Kirche gegenüber Minderheiten und durch ihren Versuch, den Glauben mit der Vernunft in Einklang zu bringen, gekennzeichnet ist; Letztere innerhalb dieser Epoche die Bezeichnung für französischsprachige Schweizer Vertreter der Naturrechtslehre, die zur Verbreitung der deutschen Naturrechtslehre in Frankreich und in der angelsächsischen Welt beigetragen haben und mit dem daraus abgeleiteten personalen Menschenbild die amerikanischen und französischen Menschen-, Bürger- und Grundrechtserklärungen wesentlich beeinflusst haben
Schweizerische Aufklärung und Westschweizer Naturrechtsschule
Philosophie des 19. Jahrhunderts
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Ersterer eine Geistesströmung, die erneut auf das Gedankengut der klassischen Antike zurückgreift, aber nicht eine Nachahmung oder Weiterführung der Antike wie der Renaissance-Humanismus anstrebt, sondern sich durch ein lebendiges Streben nach Humanität mit dem Ideal einer Bildung des Menschen zu einer inneren, umfassenden Einheit auszeichnet; dann eine geistesgeschichtliche Strömung mit Fokus auf Literatur, Musik und Religion, die als Gegenbewegung zur vernunft- und wissenschaftsbetonten Zeit der Aufklärung zu verstehen ist und der nach Gefühl, Harmoniebedürfnis und Sehnsucht nach einer heilen Welt zu kurz kommen; zuletzt eine philosophische Position mit vielfältiger Wechselwirkung mit den zuvor Genannten und der Dichtung der Weimarer Klassik, die den Dualismus Kants von einer naturgesetzlichen äußeren Welt und einer freiheitlichen inneren Welt zu überwinden trachtet, indem sie eine metaphysische Konzeption des „Ich“ bzw. Geistes als unhintergehbare Voraussetzung aller äußeren Weltauffassung und inneren Freiheitserfahrung vorschaltet, die den Gegensatz von Objektivität und Subjektivität als ein Verständnis eines einzigen Weltganzen in sich vereinigt
Neuhumanismus, Romantik und Deutscher Idealismus
Ersterer eine Richtung in der Philosophie, die fordert, Erkenntnis auf die Interpretation „positiver Befunde“ zu beschränken, wobei das Wort „positiv“ nicht wertend, sondern wie in den Naturwissenschaften gemeint ist, bei denen man von einem „positiven Befund“ spricht, wenn eine Untersuchung unter vorab definierten Bedingungen einen erwarteten Nachweis erbringt; Letztere eine philosophische Unternehmung mit der Forderung, naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden auf epistemologische und ontologische Fragestellungen anzuwenden und die Grundlagen der Natur mit wissenschaftlichen Mitteln zu erforschen und präzise zu beschreiben (zumeist unter dem Postulat eines mechanistisch-kausalem Weltbildes)
Positivismus und wissenschaftlich fundierte Naturphilosophie
Ersterer eine sozialphilosophische Theorie und Form der teleologischen Ethik, nach der eine Handlung danach beurteilt wird, in welchem Maße sie zur Förderung und Mehrung des Glücks der meisten Menschen beiträgt, wobei sie nicht an dem inneren Motiv oder der Gesinnung, sondern allein an ihren äußeren Folgen gemessen wird; Letztere Sammelbezeichnung für die ökonomischen Auffassungen und Theorien, die von einem wirtschaftlichen Eigennutz des einzelnen Menschen ausgehen und die Auswirkungen dieses Handelns auf das Gemeinwohl untersuchen, maßgeblich unter Bezugnahme eines ethisch-utilitaristischen Nutzenbegriffs
Klassischer Utilitarismus und Klassische Nationalökonomie
Ersterer zusammenfassende Bezeichnung für frühe sozialistische Theorien und Bewegungen mit der Zielsetzung und Ausarbeitung von Utopien eines gerechten Idealstaats und frühen Formen des Gemeineigentums, die zum größten Teil vor den Revolutionen von 1848/49 und den Schriften von Karl Marx veröffentlicht wurden und einen letzten Höhepunkt in der Pariser Kommune von 1871 hatten; zuletzt eine allgemeine Bezeichnung für politische Bestrebungen, die soziale Lage der Arbeiter und ihrer Familien zu verbessern
Frühsozialismus und Sozialreform
eine politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von individueller und kollektiver Freiheit ablehnt mit dem Ziel, freiheitliche Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung der Individuen in kollektiver und herrschaftsfreier Selbstverwaltung zu gewährleisten, sich dabei in einem sozialrevolutionären Sinn als Synthese zwischen individueller Freiheit wie im Liberalismus und sozialer Verantwortung für die Gemeinschaft wie im Sozialismus versteht
Anarchismus
sich auf Hegel berufende philosophische Strömung, deren Anhängerschaft mit entschieden konservativen und theistischen Ansichten die hegelsche Religionsphilosophie als Vollendung der christlichen Philosophie deuten und den als dialektisch verstandenen Geschichtsprozess mit der bürgerlichen Gesellschaft im preußischen Staat als zur Vollendung gekommen und abgeschlossen betrachten
Rechtshegelianismus und Althegelianismus
von der ursprünglichen hegelschen Religionsphilosophie und dem hegelschen systemimmanenten Konservatismus (wonach alles Bestehende als notwendig erklärt wird und im Grunde vernünftig ist) zum Pantheismus oder Atheismus gewandte demokratisch-liberale bis sozialistische Strömung, die sich wesentlich auf die hegelsche Dialektik bezieht (verstanden als Prinzip der geschichtlichen Entwicklung und Methode, das Bestehende am Maßstab der Vernunft zu kritisieren) mit dem Ziel einer Überwindung der politischen und sozialen Zustände in Preußen und überhaupt in Deutschland
Linkshegelianismus und Junghegelianismus
sich gegen die einseitige Betonung der Rationalität entwickelte Denkrichtungen, nach der die Ganzheitlichkeit des Lebens/Seins nicht allein mit Begriffen und Logik erfasst und beschrieben werden kann, wobei Ersterer allgemein die damit verbundene Weltanschauung bezeichnet, die die Überzeugung ablehnt, dass die menschliche Vernunft eine hinreichende Erkenntnis der Welt erwerben kann; darin Zweite dann dem Leben als Erleben den Vorrang über die bloße Vernunft einräumt und Bewusstsein im Dienste des Lebens stellt; und Letzterer eine Lehre bezeichnet, die den Willen und nicht die Vernunft als Grundprinzip des menschlichen Seins im Hinblick auf Erkenntnis und Psychologie (und darüber hinausgehend des Seins überhaupt) begreift
Metaphysischer Irrationalismus, Lebensphilosophie und Voluntarismus
metaphysische Positionen, die den Gegensatz von Materialismus und Idealismus zu überwinden versuchen und die darin liegenden Gegensatzpaare von Sein und Denken, blinder Kraft und bewussten Gedanken oder Reales und Ideales, aber auch Objekt und Subjekt oder Natur und Geist als ein ursprüngliches und miteinander verbundenes Prinzip betrachten und dabei der Auffassung sind, dass keine Seite aus der anderen abgeleitet werden kann und auch beide Seiten nicht von einander zu trennen sind, wobei Letztere als prominente Unterform des Ersteren von der Identität beider Seiten in einem höheren Prinzip (vor allem gedacht als ein „Absolutes“) ausgeht
Synthetismus und Identitätsphilosophie
in den Vereinigten Staaten gegründete neuidealistische Bewegung für eine freiheitliche, selbstverantwortliche und naturzugewandte Lebensführung und gegen das materialistische und übertrieben rationalistische Denken
Transzendentalismus
eine philosophische Strömung, die unter Berufung auf Kant und Hegel davon ausgeht, dass alle Ideen miteinander zu einem Ganzen verbunden sind und die einzelnen Wissenschaften, die Religion und die Poesie nicht voneinander getrennt werden können, und dass das Individuum nicht ohne die Gesellschaft, die das Individuum maßgeblich prägt, verstanden werden kann
Britischer Neoidealismus
eine spirituelle Weltanschauung und Lehre mit religiös-philosophischen Wurzeln, die die Welt in einer stufenweisen Entwicklung sieht, die der Mensch nachzuvollziehen hat, um höhere seelische Fähigkeiten zu entwickeln und ein von Bewusstheit gestaltetes Verhältnis zur übersinnlichen, d.h. zur nicht durch die menschlichen Sinne erfahrbaren Welt zu gewinnen
Anthroposophie
Ersterer eine Lehre, derzufolge das Denken als psychische Funktion und die Logik als Wissenschaft (von den Formen) des Denkens aufgefasst wird, wodurch die Logik und die Erkenntnistheorie auf empirische Gesetze der Psychologie reduziert werden können; Letztere die Zusammenfassung für unterschiedliche philosophische Denkrichtungen, bei denen psychologische Aspekte eine wesentliche Rolle spielen, was schließlich zur Abspaltung der Psychologie von der Philosophie und zur Etablierung der Psychologie als eigenständige Wissenschaft geführt hat
Psychologismus und psychologische Philosophie
Erstere allgemein die Lehre vom schlüssigen und folgerichtigen Denken und Argumentieren, vor allem vom richtigen Schließen, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es zu wahren Prämissen immer eine wahre Konklusion liefert; in traditioneller Form auch die Lehre vom Begriff und Urteil, die sich mit der Struktur und Klassifikation von Begriffen und Aussagen beschäftigt; Letztere die Auffassung, dass sich die Mathematik auf die Logik zurückführen lässt und damit die Logik das Fundamentalere ist
Logik und Logizismus
eine philosophische Denkrichtung, bei der das praktische Handeln über die theoretische Vernunft gestellt wird und der zufolge die praktischen Konsequenzen und Wirkungen einer lebensweltlichen Handlung bestimmen, was die Bedeutung oder die Wahrheit von Begriffen, Aussagen und Meinungen ausmacht
Pragmatismus
eine philosophische und geschichtswissenschaftliche Strömung, die vor allem aufgrund ihrer Hervorhebung der Geschichtlichkeit des Menschen, seiner Verankerung in einer Tradition und seines Bewusstseins, durch die Vergangenheit geprägt zu sein, die Ansicht vertritt, dass Geschichte nicht durch philosophische oder metaphysische Überbauten erklärt werden kann, sondern nur mittels eines Verständnisses für die je eigene Logik und Individualität der einzelnen Epochen und Geschehnisse, und dass deshalb jegliche Ideen und Institutionen (wie Staat und Nation) nicht als rationale Ergebnisse gesellschaftlicher Prozesse aufzufassen sind, sondern als organische, geschichtlich hervorgebrachte Wesenhaftigkeiten
Historismus
Erstere eine rechtswissenschaftliche Lehrströmung, die Recht als wandelbaren Teil der Kulturhistorie eines Volkes versteht und sich gegen das aufgeklärte Vernunftrecht wendet, welches das festgehaltene klassische römische Recht als Erkenntnisquelle für überzeitliche Wahrheiten durch die menschliche Vernunft versteht, und die sich dadurch und mit ihrer Konzeption als philosophische Wissenschaft ins Spannungsfeld zwischen dem allgemeingültigen Naturrecht und dem staatlich verordneten positiven Recht positioniert; Letztere eine auf der Programmatik der Ersteren aufbauende Rechtslehre mit der Zielsetzung, auf Grundlage von römischen Rechtsmaterien (insbesondere den namensgebenden Pandekten) ein widerspruchsfreies Rechtsordnungssystem auszuarbeiten, welches systematisch in einzelne Sachbereiche (etwa in Schuld-, Sachen-, Familien- und Erbrecht) untergliedert ist
Historische Rechtsschule und Pandektistik
Bezeichnung für eine in Deutschland entstandene Forschungsrichtung mit der Grundthese, dass alle wirtschaftlichen Erscheinungen raum- und zeitabhängig sind und die einzelnen Volkswirtschaften unterschiedliche Stufen der wirtschaftlichen Entwicklung mit eigenen Besonderheiten durchlaufen und deshalb keine allgemeingültigen, abstrakten Theorien aufgestellt werden können
Historische Schule der Nationalökonomie
eine wirtschaftswissenschaftliche Richtung, die die klassische Nationalökonomie abgelöst hat und nicht durch bestimmte Lehrsätze, sondern durch ihre mathematischen Methoden charakterisierbar ist (insbesondere durch das „Marginalprinzip“ bei der Analyse von Märkten im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage sowie durch das theoretische Modell des „Homo oeconomicus“ als fiktives Wirtschaftssubjekt eines rationalen Nutzenmaximierers), somit alles wirtschaftliche Geschehen auf individuelle Optimierungsentscheidungen zurückführt mitsamt einer optimalen Verteilung gegebener knapper Ressourcen auf verschiedene Verwendungen und Individuen mit festen Interessen und vorgegebener Ausstattung an Gütern und Fähigkeiten
Neoklassische Theorie
eine philosophische Bewegung, die unter Berufung auf die transzendentale Logik und erkenntnistheoretische Schriften Immanuel Kants den Absolutheitsanspruch des radikalen Materialismus relativiert und die Krise der spekulativen idealistischen Philosophie ihrer Zeit überwindet, indem sie erstmals strikt zwischen Geistes- und Naturwissenschaften mit deren jeweils eigenen Methoden der Erkenntnisgewinnung und Gegenstandsbereichen der Erkenntnis unterscheidet, und auf dessen Grundlage auch eine politische Theorie kritisch-philosophisch begründen will
Neukantianismus
Philosophie des 20. Jahrhundert und der Gegenwart
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Allgemeines / Übersicht / Geschichte / Einleitung
Philosophische Strömungen und Lehren
Ersterer eine Methode mit wissenschaftlichem Anspruch zur Untersuchung der Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme mit der Grundthese, dass Zeichen erst über das Geflecht anderer Zeichen Sinn erzeugen, und somit die Struktur der Sprache und nicht das denkende Subjekt die unhintergehbare Voraussetzung für jede Sinnstiftung und Bedeutungszuschreibung ist; Mittlerer eine kritische und philosophische Auseinandersetzung mit Ersterem, die dessen Grundthese verhaftet bleibt, jedoch Sprache nicht als ein abgeschlossenes System mit eindeutig definierten Verweisungszusammenhängen versteht, sondern als eine endlose Kette von Zeichen und Zeichenverbunden, die eine abschließende und letztgültige Interpretation von Sinn und Bedeutung verunmöglicht, was zum zentralen Anliegen dieser Philosophie führt, entgegen dem tradierten Modus der Generierung von Eindeutigkeiten und Vereinheitlichungen, den Schwerpunkt auf Differenzen, Heterogenes, Vielfältiges und Singuläres zu legen, um somit latente Machtverhältnisse, Hierarchien, Ein- und Ausschlüsse und Widersprüche aufzudecken, die sich als Schieflagen in Diskursen und Sozialgebilden bis hin im Gesamtgesellschaftssystem zeigen; Letztere eine damit eng verbundene philosophische Denkrichtung, die sich mit einer Kritik an Formen der Verabsolutierung von Erklärungsprinzipien gegen dominierende Institutionen, Methoden, Begriffe und Grundannahmen der Moderne bis hin zu aktuellen sich zu verabsolutieren drohenden Philosophien und darauf aufbauende Gesellschaftsmodelle wendet und versucht, diese aufzulösen oder mittels Reflexion zu überwinden mit der Folgerung, dass das theoretische Denken seinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit verliert und nur noch im Konkreten und Situativen auszumachen ist, und Wirklichkeit nicht mehr als absolut und unabhängig, sondern als relativ, konstruiert oder simuliert verstanden wird
Strukturalismus, Poststrukturalismus und postmoderne Philosophie
Ersterer eine Gruppe von Gelehrten aus den Bereichen der Philosophie, der Natur- und Sozialwissenschaften sowie der Mathematik und Logik, die sich von 1924 bis 1936 unter der Leitung von Moritz Schlick regelmäßig in Wien trafen, und deren philosophische Position (als radikale Fortentwicklung des logischen Positivismus) als Logischer Empirismus oder Neopositivismus bezeichnet wird; womit schließlich eine Erscheinungsform des Positivismus gemeint ist, nach der allein die analytisch wahren Aussagen der Formalwissenschaften (Mathematik und Logik) und die empirischen Sätze der Realwissenschaften, die etwas über die Wirklichkeit aussagen, als sinnvoll gelten und deshalb die gesamte Metaphysik, die nur aus nicht zu verifizierenden Scheinsätzen bestehe, sinnlos ist
Wiener Kreis und Logischer Empirismus
eine (mittlerweile sehr breit aufgestellte und in der Universität die dominierende) philosophische Strömung mit dem Hauptanliegen, philosophische Probleme möglichst eindeutig und präzise zu formulieren und anschließend durch logische, begriffliche oder umgangssprachliche Analyse und mit Konzentration auf den Austausch von rational nachvollziehbaren Argumenten einer Lösung zuzuführen bzw. nachzuweisen, dass es sich dabei in Wahrheit um philosophische „Scheinprobleme“ handelt oder lediglich sprachliche Missverständnisse vorliegen
Analytische Philosophie
Erstere eine philosophische Lehre vom Auftreten der Erscheinungen im Bewusstsein, in deren Mittelpunkt die Sach- und Bedeutungszusammenhänge des in der Intentionalität (der Ausrichtung aller psychischen Akte auf ein reales oder ideales Ziel) Erfassten stehen; Letztere zum einen eine Methode, um Texte auf reflektierte Weise verstehen und auslegen zu können, zum anderen eine philosophische Theorie, die sich mit dem Phänomen des Verstehens und der sachgerechten Auslegung des Verstandenen schlechthin beschäftigt und dabei u.a. methodisch und theoretisch an Erstere anknüpft
Phänomenologie und Hermeneutik
Erstere eine philosophische Richtung, die im Zentrum ihres Denkens die Existenz des Menschen im konkreten und weitesten Sinne hat und sie als letztes, unhintergehbares Sein deutet, welches durch seine Faktizität, seine wesentliche Endlichkeit und Geschichtlichkeit sowie durch seine Freiheit und Möglichkeit bestimmt ist; Letzterer eine (inzwischen historisch gewordene) philosophische Denkrichtung, die aus dem christlich-humanistischen Weltbild hervorgegangen ist und das Personsein des Menschen im philosophischen Sinn als Kern des Humanismus sieht, wobei sie sich als kritische Alternative zu einseitig individualistischen und kollektivistischen Theorien versteht, indem sie die geistige Dimension des menschlichen Lebens gleichermaßen an das an Werten orientierte Wollen und Handeln des Einzelnen wie an die Gemeinschaft als Fundament der Entwicklung des Einzelnen knüpft und die Freiheit der Entscheidung als Grundprinzip des menschlichen Lebens setzt
Existenzphilosophie und Personalismus
eine (inzwischen historisch gewordene) philosophische Richtung, die sich gegen das „einsame“ cartesische „ego cogito“ und die subjektive Ich-Konstitution der Transzendentalphilosophie und des Deutschen Idealismus wendet und für die der Mensch als Ich nur in einer unableitbaren Du-Beziehung gegeben ist, dessen Welt die gemeinsame Welt des menschlichen Miteinanderseins ist, das sich besonders im Dialog in der Sprache vollzieht, gedacht als ein interpersonales „Zwischen“, das alles menschliche Sichbegeben und deshalb auch alles menschliche Weltverhalten prägt und so zu einem gemeinsamen und nicht auf die einzelnen Partner rückführbaren Sinnbestand führt
Dialogphilosophie
Ersterer zusammenfassende Bezeichnungen für eine inzwischen historisch gewordene philosophische Strömung, die insbesondere vom Neukantianismus und der Lebensphilosophie beeinflusst ist mit der Bestrebung einer Erneuerung der philosophischen Gedankengänge Hegels und dem Ziel der Abwehr des Positivismus in geisteswissenschaftlichen Gegenstandsbereichen unter Verwendung Hegels dialektischer Denkweise jedoch als einer bloß kritischen Methode und mit einem kritisch-distanzierten Verhältnis zur metaphysischen Substanz der Hegelschen Philosophie, teils mit mystisch-irrationaler oder gar nationalistischer Verklärung; Letzterer Sammelbezeichnung für zeitgenössische Philosophen, die eine textnahe und ideologiefreie Hegel-Rezeption anstreben, um sie gegen einseitige Auffassungen von lebensweltlichen Fragestellungen und der menschlichen Lebenswirklichkeit schlechthin oder von Philosophie (etwa als reinen Wissenschaftsbetrieb) in Stellung zu bringen mit der wesentlich antiszientistischen Ausrichtung, Philosophie primär praktisch-ethisch zu betreiben, Letztbegründungen zu formulieren, scheinbare Widersprüche und Dualismen dialektisch aufzuheben und das Selbstbewusstsein als eine intersubjektiv durch soziale Praxis vermittelte Größe aufzufassen
Neuhegelianismus und zeitgenössischer Hegelianismus
eine von postmodernen und postanalytischen Denkweisen beeinflusste philosophische Strömung, die von der Theorie ausgeht, dass Einzelerkenntnisse sich immer auf Gesamtkonzepte beziehen, dort aber nicht ohne Sinnverlust herausgelöst werden können und folglich stets nach vorherrschenden Konventionen interpretiert werden, woraus geschlussfolgert wird, den Ursprung und das Begründen von Wissen vor dem Hintergrund der komplexen und vielschichtigen Interdependenzen zwischen Sprache, Geist und Welt nachzuvollziehen und an pragmatischen Methoden und praktischen Nutzen festzumachen
Neopragmatismus
philosophische Theorien, Denkrichtungen und Praktiken, die aus der „klassischen“ Phänomenologie (demnach der „deskriptiven“ Phänomenologie nach Edmund Husserl und der „hermeneutischen“ Phänomenologie nach Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer, siehe oben den Punkt „Phänomenologie und Hermeneutik“) hervorgehen und sich als deren Weiterentwicklung verstehen, sich aber in bestimmten Punkten von ihr (auch kritisch) abgrenzen, oder neue Sichtweisen und Verknüpfungspunkte aufweisen
Lebensphänomenologie: von Michel Henry begründete Theorie, die das in der Welt Erscheinende nicht aus diesem selbst zu ergründen sucht, sondern auf ein ursprüngliches (Selbst-)Erscheinen transzendentaler Subjektivität im Leben zurückführt
Strukturphänomenologie: von Heinrich Rombach entwickelte Theorie der „Phänomenologie der Je-Welten“ als Stufenmodell der Wirklichkeit, welche sich durch verschiedene Strukturen unterscheiden, die ihr jeweils zu Grunde liegen
Neue Phänomenologie: von Hermann Schmitz eingeführte und ausgearbeitete und vor allem von seinem „Schüler“ Guido Rappe weiterentwickelte Variante, deren Grundlage eine Wiederentdeckung der unwillkürlichen Lebenserfahrung ist, ausgehend von dem, was jeder Mensch vortheoretisch an seinem eigenen Leib spürt
Phänomenologie des Fremden: von Bernhard Waldenfels entwickelte Richtung, bei der der Begriff des Fremden im Mittelpunkt steht und das Fremde als nicht zu übersteigende Grenzregion beschrieben wird und sich somit jeder (Ein-)Ordnung widersetzt
Tiefenphänomenologie: von José Sánchez de Murillo begründete Variante mit dem Ziel, die verborgenen Grundbedingungen von Natur- und anthropologischen Phänomenen aufzudecken, deren Tiefenbedeutung für das Leben zu erhellen und sie den Menschen zu vermitteln
Neurophänomenologie: von Francisco J. Varela eingeführter Begriff, der ein Forschungsprogramm bezeichnet, bei dem mit Hilfe phänomenologisch geschulter Probanden Beschreibungen von Bewusstseinserfahrungen aus der Ersten-Person-Perspektive gewonnen werden, um neurophysiologische Korrelate des Bewusstseins zu spezifizieren
Transformative Phänomenologie: von Rolf Elberfeld entwickelter und von ostasiatischen Denkwegen beeinflusster Ansatz, der den transformativen Übungscharakter phänomenologischen Vorgehens ins Zentrum des Erfahrens, Denkens und Sprechens stellt und demnach die phänomenologische Übung selbst als den Ort bestimmt, an dem und in dem die Phänomene ein reflexives Leben gewinnen und sich in immer wieder neuen Wendungen zeigen, wobei das radikal zeitliche Leiblichsein als Grund und Ausrichtung des Denkens und Erfahrens jeweils zugleich zum reflexiven Anfang des Denkens und Erfahrens selbst aufgefasst wird
Logische Phänomenologie: auf Arbeiten von Urs Schällibaum und Jean-Pierre Schobinger basierende und durch Daniel-Pascal Zorn ausgearbeitete Variante, die die logischen Phänomene, Strukturen und Verflechtungen von Texten ins Zentrum einer deskriptiven Analyse unter Vermeidung richtungsbestimmender Vorannahmen und Voraussetzungen stellt, und dabei einerseits untersucht, wie Inhalt und Operation von sprachlichen Äußerungen sich aufeinander beziehen und wie sie geltungslogisch zu beurteilten sind – und darüber hinaus auf Basis der logischen und reflexiven Verhältnisse in philosophischen Texten eine Möglichkeit schafft, diese philosophisch zu vergleichen
Neu entwickelte phänomenologische Richtungen
Disziplinen der theoretischen Philosophie
Erstere eine Grunddisziplin der Philosophie, die die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie behandelt, nämlich die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Begründungen“, der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Realität bzw. allen Seins; Letztere eine Disziplin der theoretischen Philosophie, die sich mit einer Einteilung des Seienden und mit den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit befasst und wegen ihrer Deckungsgleichheit in einem wesentlichen Aspekt mit Ersterer auch als „allgemeine Metaphysik“ bezeichnet wird
Metaphysik und Ontologie
Teilgebiete der theoretischen Philosophie, wobei Erstere die Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderen Formen von Überzeugungen umfasst; und Letztere sich mit den Voraussetzungen, Methoden und Zielen von Wissenschaft und ihrer Form der Erkenntnisgewinnung beschäftigt
Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie
Erstere eine Teildisziplin der theoretischen Philosophie, die sich explizit mit Sprache und Bedeutung beschäftigt, vor allem mit dem Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit und Sprache und Bewusstsein bzw. Denken; dann die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns mit der Zielsetzung, Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit zu untersuchen, unabhängig vom Inhalt der Aussagen, zudem die philosophische Auseinandersetzung mit logischen und mathematischen Phänomenen und Strukturen; zuletzt eine Teildisziplin der Philosophie, die sich mit der Form und dem Gebrauch von Argumenten befasst, dazu zwischen den Teildisziplinen der Logik und der Rhetorik vermittelt und bis in die Disziplinen der Psychologie, Rechtswissenschaft, Linguistik, Pädagogik und der Literaturkritik hineinreicht
Sprachphilosophie, Logik und Argumentationstheorie
eine philosophische Disziplin, die Phänomene, Ausdrucksformen und Zustände menschlichen Bewusstseins auf geistiger und mentaler Ebene untersucht (vor allem die Seinsweise des Mentalen und dessen Verhältnis zum Materiellen), dabei die Begriffe analysiert, mit denen mentale Phänomene beschrieben werden können und sich argumentativ mit der Problematik der Willensfreiheit und Willensschwäche sowie dem Konzept und Begriff des Selbst auseinandersetzt
Philosophie des Geistes
eine philosophische Teildisziplin, die danach fragt, was Handlungen sind und wie diese sich adäquat beschreiben und erklären lassen, wobei subjektive Handlungsgründe, die Handlungsfreiheit und die Beziehung zwischen dem handelnden Subjekt und der Situation im Fokus stehen
Philosophische Handlungstheorie
Positionen mit vorrangiger Hinsicht auf theoretische Philosophie
umfassende Bezeichnungen für philosophische Systeme und Ansätze, die die Grundstrukturen des Seins nicht durch eine Ontologie, sondern im Rahmen des Entstehens und Begründens von Wissen über das Sein beschreiben und damit der Metaphysik als universelle Grundlagentheorie eine Erkenntniskritik vorschalten; wobei Letztere den Fokus auf die Reflexivität des Selbstbewusstseins bzw. des rationalen Subjekts als unhintergehbare Voraussetzung allen Denkens, Erkennens sowie des Seins und aller Begriffsbildung schlechthin setzt
Transzendentalphilosophie und Reflexionsphilosophie
Ersterer eine philosophische Denkrichtung, die der Frage nachgeht, wie wissenschaftliche, gesellschaftliche oder nur alltägliche Probleme undogmatisch, methodisch und rational untersucht und geklärt werden können und deren Schlussfolgerung in der prinzipiellen Widerlegbarkeit allen erfahrungswissenschaftlichen Wissens liegt und deswegen nur eine zunehmende Annäherung an die nicht erreichbare Wahrheit gewonnen werden kann; Letztere eine philosophische Grundposition, die als wesentlicher Teil der erkenntnistheoretischen Position des Ersteren davon ausgeht, dass eine reale Welt existiert, die der sinnlichen Wahrnehmung entspricht, aber durch die Art und Weise der menschlichen Wahrnehmung nicht sofort und unmittelbar erkennbar ist, inwieweit sie mit den durch die menschliche Verarbeitung entstehenden Erscheinungen übereinstimmt
Kritischer Rationalismus und Kritischer Realismus
Sammelbegriffe für unterschiedliche metaphysische und epistemologische Denkrichtungen, die sich gegen postmoderne, relativistische und konstruktivistische Weltmodelle richten und von der notwendigen Existenz von Tatsachen ausgehen, die bei Ersterem auf unterschiedliche Weise in verschiedenen Sinnzusammenhängen existieren, wobei der Begriff Tatsachen nicht nur die von einem erkennenden Subjekt unabhängigen physikalischen Gegenstände meint, sondern auch gleichermaßen jede Art von gedanklichen Gegenständen; und die bei Letzterem spekulativ oder als neue Möglichkeiten unabhängig vom erkennenden Menschen zu denken bzw. zu entdecken sind
Neuer Realismus und Spekulativer Realismus
eine interdisziplinäre und heterogene theoretische Strömung, die sich mit den Beziehungen des Menschen zu Technologie, Natur und Umwelt befasst, wobei das gemeinsame Anliegen in der Überwindung der Zentralstellung des menschlichen Subjekts liegt, die durch eine Wiederbesinnung auf Materie mittels einer Erneuerung deren Konzeption im Sinne eines revisionären ontologischen Theorieformats erreicht werden soll, in dem sämtliche Materie konstitutiv – einschließlich und ausdrücklich auch der Mensch, aber eben nicht wesentlich – als ein aktives und wirkmächtiges Geflecht von Wechselverhältnissen aufgefasst wird
Neuer Materialismus
Disziplinen der praktischen Philosophie
großer Teilbereich der praktischen Philosophie, der sich mit der Moral, insbesondere hinsichtlich ihrer Begründbarkeit befasst und demnach die Frage zu beantworten sucht, an welchen Werten und Normen, Zielen und Zwecken die Menschen ihr Handeln orientieren sollen mit dem übergeordneten Ziel der Verbesserung menschlichen Zusammenlebens
Ethik / Moralphilosophie
Erstere eine Variante der Philosophie, die sich mit Fragen zum Sinn und Wesen einer Gesellschaft beschäftigt, insbesondere das Verhältnis zwischen dem einzelnen Menschen und der Gemeinschaft beleuchtet sowie die Strukturen, Funktionen und Regeln des Zusammenlebens theoretisch zu erklären versucht; Letztere eine damit verzahnte Wissenschaft, die diese Bedingungen und Formen menschlichen Zusammenlebens, die komplexen Struktur- und Funktionszusammenhänge der Gesellschaft und ihrer Institutionen in der geschichtlichen Entwicklung und in der Gegenwart systematisch untersucht und beschreibt
Sozialphilosophie und Soziologie
Teildisziplinen der vorwiegend praktischen Philosophie mitsamt ihren Theoriegebäuden, wobei sich Erstere hauptsächlich mit der Sinngebung und der Wegweisung allen politischen Handelns befasst und im Gegensatz zur Letzteren auf eine ethisch reflektierte normative Kritik der sozialen und politischen Verhältnisse sowie auf ein anthropologisches Konzept aufbaut; und Letztere mögliche Definitionen, Entstehung, Formen, Aufgaben und Ziele des Staates sowie seine institutionellen, sozialen, ethischen und juristischen Bedingungen und Grenzen behandelt
Politische Philosophie/Theorie und Staatsphilosophie/theorie
Erstere ein Teilbereich der Philosophie, der allgemeinste Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft erforscht, d.h. sich unter Zugrundelegung der rechtsethischen Fragestellung nach der Richtigkeit bzw. der Gerechtigkeit des Rechts mit Sinn und Zweck desselben befasst sowie Herkunft, Wesen, Geltung, Sprache, Logik und Methodik des Rechts analysiert bzw. normativ untersucht oder festlegt (Rechtstheorie); Letztere eine Erfahrungswissenschaft, die die Wechselwirkung des Rechts mit anderen Wirklichkeitsbereichen, insbesondere das reziproke Verhältnis von Recht und Gesellschaft empirisch erforscht und beschreibt
Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Rechtssoziologie
Erstere ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit den theoretischen, anthropologischen, ethischen, praxisbezogenen und politischen Grundlagen und -fragen der Wirtschaft und ihrer Wissenschaften befasst; dann die Wissenschaft, die sich mit der Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen befasst, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen, wobei auch Alternativen zum bestehenden ökonomischen Modell erarbeitet und aufgezeigt werden; zuletzt eine wissenschaftliche Disziplin von den Wirkungszusammenhängen und Interaktionen zwischen Gesellschaft, Mensch und (natürlicher) Umwelt – sowie auch eine kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Formen von Wirtschaft und Ökonomie hinsichtlich ihrer nachhaltigen Auswirkungen auf die Umwelt
Wirtschaftsphilosophie, Ökonomik und Humanökologie
Positionen mit vorrangiger Hinsicht auf praktische Philosophie
Erstere eine Forschungsrichtung aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mit der Stadt Chicago als zentrales Forschungsfeld, die mittels empirischer Sozialforschung und Ausarbeitungen von Sozialtheorien wegweisende Vorarbeiten für die Stadtsoziologie und die Devianzsoziologie sowie wichtige Beiträge zur Sozialökologie und Kriminalgeographie geliefert hat; Letztere eine soziologische Theorie, die als Basis der sogenannten „Zweiten Chicagoer Schule“ entstanden ist und die Grundthese vertritt, dass die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion und Kommunikation hervorgebracht wird
Chicagoer Schule der Soziologie und Symbolischer Interaktionismus
die Bezeichnung für Philosophen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen rundum das 1924 in Frankfurt am Main eröffnete Institut für Sozialforschung als zentraler Forschungsstätte, die anfangs hauptsächlich auf Basis der Theorien von Hegel, Marx und Freud die Verhältnisse der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft (und nun allgemein mit begrifflicher Restrukturierung der sozialen Wirklichkeit die aktuell bestehende Gesellschaft) einer kritischen Analyse unterziehen und mittels ihrer Forschungsergebnisse eine Gesellschaftstheorie ausarbeiten, oder zumindest ein besseres Verständnis von herrschenden Ideologien, Machtstrukturen und Missverhältnissen zu gewinnen erhoffen
Frankfurter Schule und Kritische Theorie
Ersterer die Bezeichnung für die von Karl Marx und Friedrich Engels begründete Gesellschaftslehre, die den Ablauf der Geschichte als eine durch ökonomische Prozesse gesetzmäßig bestimmte Entwicklung der menschlichen Gesellschaft sieht, und deren Ziel es ist, durch revolutionäre Umgestaltung anstelle der bestehenden Klassengesellschaft eine klassenlose Gesellschaft zu schaffen; Letzterer eine zusammenfassende Bezeichnung für unterschiedliche wissenschaftliche Denkschulen (und davon ausgehend auch vereinzelte politische Strömungen), die an Ersteren anknüpfen und dessen Bedeutung und Aktualität im jeweils gesellschaftlich-politisch gegebenen Kontext erforschen, sich aber von einer dogmatisierenden Auslegung abgrenzen
Marxismus und Neomarxismus
Ersterer die Bezeichnung für eine Position, die den traditionellen Marxismus (erst recht in der Variante des Marxismus-Leninismus) hinter sich gelassen hat und dennoch dem marxistischen Projekt in bestimmten Punkten verbunden bleibt; und Letztere die Bezeichnung für ein Theoriegebäude aus postmarxistischen Kritikansätzen an der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft mit dem Ziel einer Transformation der bestehenden Verhältnisse hin zu einer Gesellschaft, in der die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse nicht über Arbeit, Wert und Geld vermittelt wird, sondern direkt durch die Gesellschaftsmitglieder untereinander verhandelt wird
Postmarxismus und Wertkritik
zuerst die Bezeichnung mannigfaltiger politischer Theorien und Bewegungen mit dem gemeinsamen Ziel, den Menschen von der Beherrschung und Ausbeutung durch den Menschen und vom Übergewicht des ökonomischen Bereichs zu befreien, das durch die Übertragung des Besitzes der Produktionsmittel, des Grundbesitzes und der Kontrolle der Warenproduktion und -verteilung auf die Gemeinschaft erreicht werden soll; zuletzt eine umfassende Bezeichnung für weltanschauliche Strömungen des politischen Spektrums, die von einem egalitären (vor allem: gleichberechtigten) Menschenbild ausgehen mit dem Ziel, die auf dieser Grundlage als ungerecht erachteten sozioökonomischen und distributiven Ungleichheiten zu reduzieren und die als Unterdrückung begriffenen Sozialstrukturen zugunsten der wirtschaftlich oder gesellschaftlich Benachteiligten zu reformieren
Sozialismus und Politische Linke
eine Grundposition der politischen Philosophie und deren ökonomischen Varianten, die eine freiheitliche politische, ökonomische und soziale Ordnung anstrebt mit dem Ziel, der individuellen Freiheit den Vorrang gegenüber staatlicher Gewalt einzuräumen, dafür jedoch auch eine entsprechende Ausstattung staatlicher Institutionen als erforderlich ansieht, wobei deren Rolle von den unterschiedlichen politischen und ökonomischen Schulen verschieden stark gewichtet wird mit teils sehr divergierenden Schwerpunktsetzungen:
Neoliberalismus: politische und ökonomische Denkschule, die sich gegen eine Aufhebung der für eine freie Wirtschaft unabdingbaren Rechtssicherheit durch staatliche Willkür und zugleich gegen eine durchgreifende politische Lenkung der Wirtschaft durch den Staat richtet, dabei aber die Reduktion des Liberalismus aufs „Laissez-faire“, also den Rückzug des Staates ebenso infrage stellt (in neuer Begriffsverwendung siehe unten: Marktradikalismus)
Ordoliberalismus: Konzept für eine soziale marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, in der ein durch den Staat geschaffener Ordnungsrahmen den ökonomischen Wettbewerb und die Freiheit der Bürger auf dem Markt sowie die soziale Sicherheit der Gesellschaft gewährleisten soll (z.B. durch Verhinderung von Machtkonzentrationen durch Monopole)
Egalitärer Liberalismus: eine politische Philosophie, die die Bedingungen für Freiheit (verstanden als ein voraussetzungsreiches soziales Gut vor allem mit Blick auf Benachteiligte) in egalitären Gesellschaftsverhältnissen ausmacht, wodurch sie überhaupt erst Zwangsverhältnisse zurückweisen kann als Ausgangspunkt je individueller Selbstentfaltung
Libertarismus: eine radikale Position des Liberalismus (siehe eigenen Punkt unten)
Liberalismus
Ersterer eine politische Philosophie, die die Idee der negativen Handlungsfreiheit als Grundwert und Leitnorm ansieht und deren unterschiedliche Strömungen alle vom Prinzip des Selbsteigentums ausgehen und für eine teilweise bis vollständige Abschaffung oder Beschränkung des Staates sind, wobei Vertreter des „Anarchokapitalismus“ dafür plädieren, dass sämtliche dem Staat übertragenen, auch traditionellen Aufgaben wie innere und äußere Sicherheit, dem Markt übertragen werden sollten, und Vertreter des „Minarchismus“ den Staat auf eine reine Schutzfunkton zur Erhaltung der Freiheit und des Eigentums der Individuen beschränkt sehen wollen; Letzterer eine damit eng verwobene Wirtschaftsideologie, die eine Deregulierung von Märkten sowie den Abbau marktfremder (z.B. politischer und sozialstaatlicher) Vorgaben anstrebt, und darüber hinaus die Übertragung des Markt-Preis-Mechanismus mit seinem Wettbewerb auf bisher davon mehr ausgenommene Bereiche wie Kultur, Wissenschaft oder auch die Systeme der Daseinsvorsorge wie Gesundheitswesen, Infrastruktur bis hin zur Wasserversorgung fordert
Libertarismus und Marktradikalismus
Ersterer ein Sammelbegriff für politische und geistig-soziale Formationen, die die Bewahrung der bestehenden oder die Wiederherstellung von als gut erachteten früheren gesellschaftlichen Ordnungen zum Ziel haben, zu deren fundamentalem Wesensmerkmal die Vorrangigkeit der Familie, der Heimat, des Staates und der Nation zählt und welche vor allem nach traditionellen, religiösen und/oder hierarchisch-elitären Gesichtspunkten ausgerichtet werden sollen, wobei die Werte Reinheit, Autorität und Loyalität von besonderer Bedeutung sind; Letztere ein Kreis liberalkonservativer Denker um Joachim Ritter, die ausgehend von seiner Auslegung der Philosophie und Sittenlehre Hegels als eine Philosophie der Freiheit und beeinflusst vom Historismus die liberale Demokratie rückhaltlos befürworten, den Staat und seine Institutionen als deren Verwirklichungsbedingungen voraussetzen und vor allem Religion und Tradition als den staatstragenden und gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt erachten
Konservatismus und Ritter-Schule
eine politische Philosophie, die die Verantwortung des Individuums gegenüber seiner Umgebung, die soziale Rolle der Familie und die eigene Kultur betont, und auf der Basis dieser Wertvorstellungen, vor allem auf der Grundlage einer gemeinschaftlichen, an Tradition geknüpften Konzeption des Guten, die Grundsätze der Gerechtigkeit als sinnvoll verhandelbar betrachtet
Kommunitarismus
die Bezeichnung für eine Gruppe französischer Intellektueller, die mit dem Marxismus vollständig gebrochen haben und dem Kommunismus und den neueren Formen politisch linker Philosophien sowie jeder Form von Kulturrelativismus und Multikulturalismus äußerst kritisch oder ablehnend gegenüber stehen
Nouvelle Philosophie
eine Wissenschaft, die mittels philosophischer und soziologischer Theoriebildung den Gegensatz von individueller und gesellschaftlicher Ebene zu überwinden versucht, wobei das Soziale als kollektiv geteilte Handlungen aufgefasst wird, welche stets an bestimmte situative, räumliche und materielle Kontexte gebunden sind und routiniert und überwiegend im Modus des Gewohnten und Selbstverständlichen (habituell und nicht bewusst reflektiert) vollzogen werden
Praxeologie
ein sozialpolitisches Finanztransferkonzept, nach dem jeder Bürger – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage – eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche, vom Staat ausgezahlte, finanzielle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen
Bedingungsloses Grundeinkommen
sich auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Utopie als Bezeichnung einer als ideal angenommenen Gesellschaft beziehende theoretisch-konstruktive Gesellschaftsentwürfe, die sich gegen zeitgenössische Gesellschaftssysteme richten und vorwiegend die Gründung und den Aufbau von Netzwerken aus egalitären oder autonomen Kollektiven zum Thema haben, zumeist in engem Bezug zu den klassischen anarchistischen oder kommunistischen Modellen und ausgerichtet an einen positiven Freiheitsbegriff
Konstruktiver Utopismus
eine neue politische Theorie mit dem Ziel, die als katastrophal erachteten Auswirkungen des Kapitalismus in seiner entfesselten, neoliberalen Form mit den Produktivkräften zu überwinden, die er selbst hervorbringt, indem versucht werden soll, dessen Entwicklungen mit modernen technischen Mitteln und automatisierten Prozessen zu beschleunigen und ihn somit in eine Freiheit, Gleichheit und Frieden fördernde „Post“-Variante zu überführen, wobei angenommen wird, dass er von außerhalb nicht mehr zu bändigen sei und alle subversiv-politischen Veränderungsversuche von ihm absorbiert und kommerzialisiert, demnach seiner Logik unterworfen werden
Akzelerationismus
Konstruktivistische Theorien
Hauptrichtungen der sogenannten „systemisch-konstruktivistischen Perspektive“: Erstere Bezeichnung für eine interdisziplinäre Wissenschaft, deren Gegenstand die formale Beschreibung und Erklärung der strukturellen und funktionalen Eigenschaften von natürlichen, sozialen oder technischen Systemen ist, bei denen sowohl die statischen als auch die dynamischen Aspekte sowie die Organisationsmerkmale erfasst werden sollen; und Letztere erkenntnistheoretische Postionen, die Realität als subjektiven Konstruktionsprozess eines Beobachters bzw. als kognitive Operationen eines autonomen und selbstorganisierenden Systems beschreiben
Systemtheorie und Radikaler/Operativer Konstruktivismus
Ersterer eine wissenschaftstheoretische Schule, deren Programm und Ziel darin bestehen, die Erzeugung der Gegenstände einer Wissenschaft durch die Angabe des dazu nötigen methodischen Vorgehens so genau wie möglich und nötig zu bestimmen und zu beschreiben, dabei Widersprüchliches oder Unsinniges aufzudecken und konstruktiv zu kritisieren; Letzterer eine Weiterentwicklung des Ersteren mit der Kernaussage, dass die Gegenstände der Wissenschaft nicht auf rein theoretischen Überlegungen beruhen, sondern durch menschliches Handeln zustande kommen und Wissenschaft als Fortführung von praktischen Prozessen der Alltagswelt zu verstehen und zu bewerten ist
Methodischer Konstruktivismus und Methodischer Kulturalismus
Ersterer eine Metatheorie in der Soziologie, die davon ausgeht, dass die den Menschen umgebende Wirklichkeit keine objektiv gegebene, sondern eine sozial konstruierte ist, wobei die Menschen stets einer bereits sinnhaft konstruierten Wirklichkeit entgegentreten und diese durch ihre weiteren Interaktionen reproduzieren oder modifizieren; Letzterer ein Ansatz in der soziologischen und kommunikations- bzw. medienwissenschaftlichen Forschung, der sich als eine Weiterführung des Sozialkonstruktivismus versteht, aber die Schlüsselrolle zum Verständnis des gesellschaftlichen Aufbaus einer Wirklichkeit nicht länger im Wissen, sondern in der Kommunikation sieht, welche als menschliche Praxis zur Herstellung von Identität, Beziehung, Gesellschaft und Wirklichkeit verstanden wird
Sozialkonstruktivismus und Kommunikativer Konstruktivismus
Ersterer ein wissenschaftstheoretisches Denkgebäude mit der Grundannahme, dass Wissenschaft immer von ungeprüften und kulturell bedingten Vorannahmen ausgeht, dabei eigene Realitäten konstruiert und der Wahrheitsbegriff nur innerhalb dieser fachspezifischen „Mikrowelten“ auf jeweils eigene, „verfremdete“ Weise Berechtigung und Verbindlichkeit erhält; Letzterer ein sozial und kulturell orientierter konstruktivistischer Ansatz, der die Bedeutung der kulturellen und lebensweltlichen Interaktionen bei der Rekonstruktion, Dekonstruktion und Konstruktion von Wirklichkeiten beachtet und analysiert, sich dabei detailliert mit anderen Ansätzen in der Geistes- und Kulturgeschichte auseinandersetzt und so versucht, den Konstruktivismus als Ausdruck einer Kulturentwicklung und kultureller Praktiken zu verstehen und zu verdeutlichen
Konstruktiver Realismus und Interaktionistischer Konstruktivismus
Weitere philosophische Disziplinen, Theorien und Diskurse
eine Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen schlechthin und seiner Stellung in der Welt und im Reich des Lebendigen befasst, und somit den Menschen nicht nur aus umfassender, transhumaner (z.B. Geschichte, Metaphysik oder Religion) oder subhumaner (z.B. Natur, Evolution oder Genetik) Sicht betrachtet
Philosophische Anthropologie
Erstere eine philosophische Disziplin, die die Erscheinungsformen und den theoretischen Gehalt von Religion bzw. Religionen zum Gegenstand hat, wobei Mittlere diese moralisch, ethisch oder auch rational in Frage stellt; Letztere die Zusammenfassung der sozialethischen Auffassungen und Ausarbeitungen der christlichen Konfessionen mit dem Anspruch auf Basis von moraltheologisch begründeten Gerechtigkeitsprinzipien eine sittlich-rechtliche Ordnung der Gesellschaft als Voraussetzung der Selbstverwirklichung des Menschen zu entwerfen
Religionsphilosophie, Religionskritik und Christliche Soziallehre
eine Teildisziplin der Philosophie, die die menschliche Geschichte als philosophischen Gegenstand thematisiert und sich in diesem Sinn mit dem Ablauf und Entwicklung der Geschichte bzw. einer Vielzahl von unterschiedlichen Geschichten auseinandersetzt, wobei untersucht und festgestellt werden soll, ob sich Gesetzmäßigkeiten, Ziele oder auch ein inhärenter Sinn in den Geschichtsverläufen nachweisen lassen, oder ob diese vielmehr erst durch das menschliche Denkvermögen konstruiert werden und somit sprachlich bedingt sind
Geschichtsphilosophie
Erstere ein Zweig der Philosophie, der sich mit der menschlichen Kultur, ihren Voraussetzungen, Grundstrukturen und Erscheinungsformen beschäftigt, welche durch Letztere in einer jeweils für die ganze Kultur umfassenden Perspektive analysiert und kritisch bewertet werden
Kulturphilosophie und Kulturkritik
Erstere einstmals die Lehre von der wahrnehmbaren Schönheit sowie von den Gesetzmäßigkeiten und der Harmonie in der Natur oder Kunst und heute die Bezeichnung für die Theorie des Schönen, der Kunst oder der sinnlichen Wahrnehmung allgemein – als philosophische Disziplin die Theorie der ästhetischen Phänomene in ihrer Gesamtheit; Mittlere ein wichtiger Teilbereich der philosophischen Ästhetik mit der zentralen Fragestellung, um was für eine Art von Gegenständen es sich bei Kunstwerken handelt und was sie zu Kunstwerken macht; Letztere die Theorie, die sich mit der Genese, dem Wesen und der Funktion der Kunst in Geschichte und Gesellschaft beschäftigt
Ästhetik, Philosophie der Kunst und Kunsttheorie
Erstere die Bezeichnung für eine philosophische Auseinandersetzung mit medienpraktischen und medientheoretischen Fragestellungen (vor allem die Frage nach den medialen Bedingungen von Bewusstsein, Erkenntnis, Handeln und Bedeutung); und Letztere damit einhergehende Forschungsansätze, die das Wesen und die Wirkungsweise von Einzelmedien oder der Massenmedien generell zu erklären versuchen
Medienphilosophie und Medientheorie
Erstere ein Zweig der Philosophie, dessen Schwerpunkt in der Begründung von universellen, unveräußerlichen und unteilbaren Rechten aller Menschen liegt, mit denen sie allein aufgrund ihres Menschseins ausgestattet sind; Letztere eine philosophische Denkrichtung, welche mittels praktischer, methodischer, wissenschaftstheoretischer und erkenntnistheoretischer Ansätze die verschiedenen philosophischen Kulturen zu beschreiben, vergleichen und erklären versucht
Philosophie der Menschenrechte und interkulturelle Philosophie
zeitgenössische Philosophie vorwiegend afrikanischer Intellektueller, die sich aus afrikanischer Perspektive mit den Themengebieten von Politik, Identität, Sprache, Regionalismus, Postkolonialismus, Kosmopolitismus und Ethik befassen und über den Kontinent hinaus zunehmend an Bedeutung gewinnen
Afrikanische Philosophie
Philosophische Reflexionen, Weltanschauungen und Lebenspraxen
Erstere die Bezeichnung für eine spezifische Verfasstheit kapitalistischer Gesellschaftsphänomene, in der die Befriedigung möglichst vieler Bedürfnisse nur durch Konsum gegen entsprechende Bezahlung erfüllt werden kann; Letztere die Auffassung einer Kultur, die durch das Vorhandensein eines großen und diversifizierten Angebots von mit Bedeutung aufgeladenen Waren gekennzeichnet ist und in der der Konsument zur zentralen soziokulturellen Figur wird
Konsumgesellschaft und moderne Konsumkultur
Infragestellungen oder Bemängelungen eines als problematisch angesehenen gesellschaftlichen Systemgefüges und/oder dessen Auswirkungen in konstruktiver oder anprangernder Form, die keiner speziellen Denkschule oder politischen Partei unmittelbar zuordenbar sind
System- und Gesellschaftskritik
Erstere eine philosophische Kategorie, die alle Prozesse der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelnden Menschen mit der Natur und der Gesellschaft erfasst mit dem Fokus auf seine individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Anschauungen im Rahmen der aktuellen Naturgegebenheiten und gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen; Mittlere eine damit eng verwebte spezielle Soziologie, die sich mit der Arbeit in allen sozialen Ausformungen beschäftigt; Letztere eine Bezeichnung für die Ablehnung eines Arbeitszwanges oder bestimmter Formen der Arbeit bzw. der Arbeit als solcher vor dem Hintergrund einer als reale Möglichkeit gesehenen Aufhebung der Arbeit
Philosophie der Arbeit, Arbeitssoziologie und Kritik der Arbeit
Erstere Sammelbezeichnung für journalistische, wissenschaftliche, philosophische oder schriftstellerische Beschäftigungen mit allen die Öffentlichkeit interessierenden Angelegenheiten, die massenmedial auf den öffentlichen Informations- und Meinungsbildungsprozess einwirken; Letztere Stilmittel, Methoden und Kunstformen zum Verfassen geistreicher Abhandlungen, Kurztexte und Sinnsprüche, in der gesellschaftliche, kulturelle, politische, wissenschaftliche, philosophische oder nur alltägliche Phänomene betrachtet werden, wobei die persönliche Auseinandersetzung und Gedankenentwicklung des Autors mit seinem jeweiligen Thema im Mittelpunkt stehen
Publizistik, Essayistik, Aphoristik und Lyrik
Erstere ein allgemeiner Überbegriff eines Stilmittels zur humorvollen und zumeist pointiert-ironischen Darstellung gesellschaftlicher, aber auch rein individueller oder alltäglicher Themen mittels Anspielungen, Doppeldeutigkeiten, Metaphern oder Klischees; Letztere Inbegriff einer Kunstgattung, die durch Übertreibung, Ironie und teilweise beißenden Spott an Personen und Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert oder mit scharfem Witz geißelt
Humoristik und Satirik
Erstere eine auf intellektuelle Errungenschaften bedeutender Philosophen und sonstiger Denker aufbauende lebenskluge Form der Lebensführung und Daseinsbewältigung, die dem Leben vor allem Tiefe und Gewicht aber auch Genuss und Glück verleihen möchte; Letztere die daraus entstandene professionell betriebene philosophische Lebensberatung mit dem Ziel, philosophisches Wissen und philosophische Methodik für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das praktische Potenzial der Philosophie und des Philosophierens als Ressource nutzbar werden zu lassen
Philosophie der Lebenskunst und Philosophische Praxis
ein systematisches Modell für eine holistische, kosmisch-evolutionäre Welterklärung, die versucht, eine umfassende Sicht des Menschen und der Welt zu entwickeln, die natur-, human- und geisteswissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien, prämoderne, moderne und postmoderne, östliche und westliche Weltsichten sowie wissenschaftliches Denken und spirituelle und mystische Einsichten vereint, und die die Transformation der Gesellschaft in eine neue, transmoderne Gemeinschaftlichkeit mit globalem Verantwortungsbewusstsein und einem am Gemeinwohl aller Menschen orientierten „postkollektiven Wir-Bewusstsein“ anstrebt
Integrale Theorie und Integrale Philosophie
Wissenschaft und Technik im Hinblick auf Naturphilosophie
philosophische Denkrichtungen, in deren Zentrum zum einen die Idee steht, dass die biologische Menschheit den Gipfel ihrer Evolution bereits erreicht hat und die nächste Entwicklung von intelligentem Leben in den Händen der künstlichen, computergestützten Intelligenz liegt; und andererseits die Veränderung der menschlichen Spezies durch den Einsatz technologischer Verfahren befürwortet und allgemein die Grenzen menschlicher Möglichkeiten zu erweitern verfolgt
Posthumanismus und Transhumanismus
Erstere ein interdisziplinäres Unternehmen, dessen Gegenstand die wissenschaftstheoretische Standortbestimmung, Grundlagenreflexion und Methodenkritik der Informatik ist sowie die Analyse ihrer anthropologischen, kulturellen und sozialen Auswirkungen, wobei die Forschungs- und Problemfelder der künstlichen Intelligenz, der Robotik, der Kybernetik und der Computerethik im Mittelpunkt stehen; dann ein interdisziplinäres Forschungsgebiet im Schnittbereich zwischen der Forschung zur künstlichen Intelligenz und den Kognitionswissenschaften, das sich mit der Informationsverarbeitung in neuronalen Systemen befasst, um diese in technischen Systemen anzuwenden; zuletzt ein transdisziplinäres Forschungsfeld der Philosophie, das sich mit konzeptuellen Problemen der Informationswissenschaft beschäftigt
Philosophische Informatik, Neuroinformatik und Informationsphilosophie
Bereich der theoretischen Philosophie, der anstrebt, Voraussetzungen, Gegenstand, Methode und Natur der Mathematik zu verstehen und zu erklären vor allem hinsichtlich der Fragestellungen nach der Seinsweise der mathematischen Objekte, dem Ursprung des mathematischen Wissens und dem Verhältnis von Mathematik und Realität
Philosophie der Mathematik
Erstere ein Teilgebiet der Wissenschaftstheorie und der Naturphilosophie und damit der Ontologie, das sich mit philosophischen Problemen beschäftigt, die Theorien der modernen Physik und deren konzeptionellen Grundlagen aufwerfen, vor allem deren Interpretation im Hinblick auf ihre ontologischen und epistemischen Voraussetzungen oder Implikationen; Letztere die Wissenschaft von den Gestirnen, die mit naturwissenschaftlichen Mitteln die Eigenschaften der Objekte im Universum untersucht mit dem Ziel, ein naturphilosophisches Verständnis des Universums als Ganzes, seiner Entstehung und seinem Aufbau zu entwickeln und zu vertiefen
Philosophie der Physik und naturphilosophische Astronomie
Teilgebiet der Wissenschaftstheorie, das sich mit philosophischen Fragestellungen bezüglich der Chemie beschäftigt und im Vollzug der Emanzipation von der Philosophie der Physik in erster Linie Grundlagenreflexion für das Selbstverständnis der Chemie betreibt
Philosophie der Chemie
Erstere einerseits ein Teilgebiet der Wissenschaftstheorie, das sich mit den philosophischen Voraussetzungen, Bedingungen und Bewertungen biologischer Theoriebildung, experimenteller Forschung und Anwendungen befasst, und andererseits ein philosophisches Unternehmen, in dem die Beeinflussung allgemeinerer Themen der Philosophie durch die Modelle und Methoden aus der Biologie diskutiert wird; Letztere ein Fachbereich der Humanbiologie, die den Menschen als biologisches Wesen auffasst mit dem Ziel der Beschreibung, Ursachenanalyse und evolutionsbiologischen Interpretation der Verschiedenheit biologischer Merkmale der Menschen, wobei folgende Zweige mit Blick auf den Menschen von besonderer Bedeutung sind:
Evolutionsbiologie: rekonstruiert die stammesgeschichtliche Entwicklungen der Organismen sowie die Mechanismen der evolutiven Veränderungen und entwickelt zur Erklärung der Evolutionsvorgänge verschiedene Theorien
Genetik: untersucht die Gesetzmäßigkeiten und materiellen Grundlagen der Ausbildung von erblichen Merkmalen und die Weitergabe von Erbanlagen an die nächste Generation
Verhaltensbiologie: erforscht das Verhalten der Tiere (einschließlich des Menschen: Humanethologie), stellt dafür Vergleiche zwischen Individuen und Arten an und versucht, das Entstehen bestimmter Verhaltensweisen im Verlauf der Stammesgeschichte (also den „Nutzen“ für das Individuum bzw. für die Arterhaltung) zu erklären
Soziobiologie: erforscht die biologischen Grundlagen und Entwicklung der Formen des Sozialverhaltens bei allen Arten von sozialen Organismen einschließlich des Menschen
Theoretische Biologie: entwickelt Theorien und formale Modelle zur Beschreibung und Erklärung biologischer Phänomene, Systeme und Prozesse
Philosophie der Biologie und biologische Anthropologie
interdisziplinäre Unternehmungen, die neuro- bzw. kognitionsphilosophisch relevante Forschungsergebnisse aus den unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen zusammentragen und kritisch erörtern, dabei als eigenständige Wissenschaftszweige den Aufbau und die Funktionsweise von Nervensystemen bzw. von geistigen Prozessen erforschen mit dem gemeinsamen Ziel, Zusammenhänge zwischen Gehirnvorgängen und geistigen bzw. mentalen Phänomenen besser zu verstehen
Philosophisch orientierte Neuro- und Kognitionswissenschaften
Wissenschaften und Konzepte von der menschlichen Psyche
eine empirische Wissenschaft, die sich mit den Formen und Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Verhaltens und Erlebens befasst sowie deren Entwicklung im Laufe des Lebens und deren Interaktion mit der Umwelt, also alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen untersucht, beschreibt und erklärt – und als angewandte Wissenschaft das Verhalten zu prognostizieren und gegebenenfalls zu verändern versucht
Psychologie (übergreifend)
Historische Schulen und Richtungen der Psychologie
miteinander zusammenhängende theoretische Richtungen innerhalb der Psychologie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit hatten, wobei Erstere nach dem Vorbild der Naturwissenschaften die Psyche durch Reduktion auf elementare Bausteine (z.B. Empfindungen, Reflexe oder bedingte Reaktionen) zu erklären versucht und Letztere das gesamte psychische Geschehen als Verknüpfung dieser Elemente durch Assoziationen auffasst und Denkprozesse als Assoziationsverläufe deutet
Elementenpsychologie und Assoziationspsychologie
ehemals eine eigenständige psychologische Schule, die sich vorwiegend mit der wissenschaftlichen Erforschung des Denkens im Bereich der Problemlösung, des logischen Schlussfolgerns und der Begriffsbildung sowie mit den Formen des induktiven Denkens befasst, und Denkprozesse mit der psychologischen Methode der „systematischen experimentellen Selbstbeobachtung“ zu untersuchen versucht
Denkpsychologie
verschiedene psychologische Denk- und Schulrichtungen in der Frühphase der Psychologe als einer akademischen Wissenschaft, denen gemein ist, dass sie nicht von isolierten psychischen Funktionen ausgehen, sondern den ganzheitlichen Charakter menschlichen Wahrnehmens, Erlebens und Handelns, somit den ganzen Menschen in den Vordergrund stellen und die menschliche Wahrnehmung als die Fähigkeit beschreiben, Strukturen und Ordnungsprinzipien in Sinneseindrücken auszumachen, die durch retrospektive Analyse ermittelt werden können
Gestaltpsychologie und Ganzheitspsychologie
ein wissenschaftstheoretisches und experimentalpsychologisches Konzept, das das Verhalten unter Ausschluss des Bewusstseins von Menschen und Tieren allein mit naturwissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und zu erklären versucht, und subjektiv gewonnene Daten, etwa durch Introspektion, Befragung oder Einfühlung, als unwissenschaftlich oder im Forschungsprozess als nicht anwendbar ablehnt
Behaviorismus
Grundlagenfächer der modernen Psychologie
Erstere ein Grundlagenfach der Psychologie, das allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten in grundlegenden psychischen Funktionsbereichen, wie Kognition, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Emotion, Motivation, Volition, Lernen, Gedächtnis, Denken, Problemlösen, Urteilen, Entscheiden, Wissen, Bewusstsein, Sprache und Psychomotorik erforscht; Letztere vormals eine Teildisziplin Ersterer, nun zunehmend eigenständiges Teilgebiet der Psychologie, das den menschlichen Geist als ein informationsverarbeitendes System auffasst und die auf komplexe Weise organisierten psychischen Mechanismen und kognitiven Prozesse des Menschen erforscht und beschreibt
Allgemeine Psychologie und Kognitive Psychologie
zentraler Bereich der Psychologie mit den Aufgabenstellungen, die individuellen Unterschiede in einzelnen psychologischen Merkmalen und in den relativ überdauernden Persönlichkeitseigenschaften zu beschreiben und zu erklären, die empirischen Ergebnisse zu einer Theorie der Persönlichkeit zu integrieren und die geeigneten Strategien und praktischen Methoden der psychologischen Diagnostik zu entwickeln und theoretisch zu begründen
Differenzielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie
ein Teilgebiet der Psychologie, dessen Gegenstand die Beschreibung und Erklärung zeitlich überdauernder, aufeinander aufbauender Veränderungen menschlichen Erlebens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne ist
Entwicklungspsychologie
Erstere ein Teilgebiet der Psychologie, das im weitesten Sinne die Auswirkungen sozialer Interaktionen auf Gedanken, Gefühle und Verhalten des Individuums erforscht, worunter vor allem soziale Aspekte der Emotion (z.B. Aggression) und der Wahrnehmung (z.B. Bildung von Vorurteilen oder Annahmen über das Verhalten anderer Menschen), interpersonale Attraktion, prosoziales Verhalten, Stigmatisierung, Kommunikation sowie Gruppenprozesse (z.B. soziale Rollen, Konformität und Gruppendynamik) fallen; Letztere ein Bereich der Psychologie (mit deutlicher Überschneidung mit Ersterer), der sich auf den Prozess bezieht, in dem ein Individuum (oder eine Gruppe von Individuen) Informationen über Ideen, Gefühle und Absichten einer anderen Person (oder einer Gruppe von Personen) übermittelt, wobei unter Kommunikation nicht nur die Übermittlung einer Botschaft verstanden wird, sondern vor allem als ein Mittel wechselseitigen Austauschs und wechselseitiger Steuerung
Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie
Erstere ein Teilgebiet der Psychologie, das sich mit Zusammenhängen zwischen biologischen (neuronalen, hormonellen, biochemischen) Prozessen bzw. Mechanismen im Körper und im Verhalten beschäftigt; Letzter ein Forschungszweig der Psychologie, der Erleben und Verhalten des Menschen mit Erkenntnissen über die Evolution, insbesondere durch systematische Verhaltensvergleiche zwischen Mensch und Tier oder zwischen Menschen verschiedener kultureller Epochen zu erklären versucht
Biologische Psychologie und Evolutionspsychologie
Philosophisch verankerte Anwendungsfächer der Psychologie
Erstere ein Teilgebiet der Psychologie, das die Anwendung psychologischer Theorien, Methoden und Erkenntnisse auf Probleme des Rechtswesens zum Gegenstand hat und sich grob in die zwei Unterkategorien der forensischen Psychologie (Anwendung der Psychologie im Rahmen von Gerichtsverfahren) und der Kriminalpsychologie (Psychologie der Entstehung und Aufdeckung von Kriminalität, der Kriminalprävention sowie der Behandlung von Straftätern) aufteilen lässt; Letztere eine interdisziplinäre Erfahrungswissenschaft, die sich mit Kriminalität als einem sozialen Phänomen beschäftigt, dazu Theorien ausarbeitet und sich mit bestehenden Theorien auseinandersetzt und dafür die Hintergründe von Straftaten sowie die Folgen von strafbarem Verhalten für das Opfer und die Gesellschaft untersucht
Rechtspsychologie und Kriminologie
Erstere ein Teildisziplin der angewandten Psychologie, die biologische, soziale, entwicklungs- und verhaltensbezogene sowie kognitive und emotionale Grundlagen psychischer Störungen sowie Auswirkungen dieser Störungen und anderer Erkrankungen auf das Erleben und Verhalten wissenschaftlich untersucht; dann die Lehre von den psychischen Erkrankungen, die sich mit den Formen eines krankhaft veränderten Bewusstseins, Erinnerungsvermögens und Gefühls- bzw. Seelenlebens beschäftigt sowie Symptome psychischer Störungen beschreibt, die in ihrer Komplexität dann als Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen benannt werden; Letztere das gezielte Behandeln einer psychischen Erkrankung, psychischer Folgen körperlicher Erkrankungen oder von Problemen der Lebensführung mit Hilfe verbaler Interventionen auf der Grundlage einer therapeutischen Arbeitsbeziehung
Klinische Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie
Erstere ein wissenschaftlicher Ansatz innerhalb der Psychologie, der im Gegensatz zur traditionellen defizitorientierten Psychologie sich mit den positiven Aspekten des Menschseins befasst (z.B. Glück, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, Verzeihen und Solidarität), diese als Faktoren eines erfüllten und gelingenden Lebens versteht und im Hinblick darauf untersucht, wie Menschen ihre Stärken entwickeln und sich selbst, ihr Umfeld und die Gesellschaft als Ganzes voranbringen können; Letztere ein wissenschaftliches interdisziplinäres Forschungsgebiet rund um das Phänomen Glück mit dem Ziel, dieses ganzheitlich erklären zu können
Positive Psychologie und Glücksforschung
Erstere zusammenfassende Bezeichnung für alle psychologischen und psychotherapeutischen Ansätze, die den unbewussten seelischen Vorgängen einen hohen Stellenwert für die Erklärung menschlichen Verhaltens und Erlebens beimessen; Letztere auf Theorien Ersterer, der Psychoanalyse und der Psychodynamik aufbauende und sich entwickelte Formen der Psychotherapie
Tiefenpsychologie und psychoanalytisch begründete Psychotherapie
die Bezeichnung für ein ganzes Spektrum von Formen der Psychotherapie, denen gemein ist, dass die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten im Mittelpunkt steht, ihm nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme Methoden an die Hand gegeben werden, mit denen er zukünftig besser zurechtkommt
Verhaltenstherapie
eine psychologische Schule, deren Ziel in der Entfaltung von gesunden, sich selbst verwirklichenden und schöpferischen Persönlichkeiten liegt; die darauf aufbauende Therapieform ist als deren Weiterentwicklung zu einer angewandten Wissenschaft des Intersubjektiven zu verstehen mit dem Ziel der Erkundung und Transformation des Erlebens des Patienten in seinen Beziehungskontexten zur Bewältigung von psychischem Leid
Humanistische Psychologie und Psychotherapie
psychologische Verfahren, bei denen die Familie als soziales System und somit die Interaktionen zwischen Mitgliedern der Familie und deren sozialer Umwelt bzw. der gesamte soziale Kontext psychischer Störungen im Zentrum der psychologischen Intervention steht, wobei darüber hinaus Letztere mittlerweile auch bei Arbeitsteams und sogar Einzelpersonen angewandt wird
Familientherapie und Systemische Therapie
zuerst die Zusammenfassung von schulen- und methodenübergreifenden Psychotherapieverfahren, die davon ausgehen, dass die individuelle Einmaligkeit eines Menschen und seiner Lebenssituation es erfordern, dass man in jedem Einzelfall einen individuellen, maßgeschneiderten Therapieansatz entwickelt, der auch flexibel an den Therapiefortschritt angepasst und verändert wird; dann ein psychotherapeutisches Modell mit dem Ansatz, die Erkenntnisse der Neurowissenschaften (vor allem die Forschungsergebnisse zur neuronalen Plastizität des Gehirns) und die empirischen Ergebnisse der Psychotherapieforschung diagnostisch zu nutzen und daraus wirksame therapeutische Interventionen zu entwickeln
Kombinatorische Psychotherapie und Neuropsychotherapie
Psychologie außerhalb des Kanons der Wissenschaft
Erstere ein nach eigenem Verständnis wissenschaftlicher Forschungszweig, der vorgibt, jenseits des normalen Wachbewusstseins liegende psychische Fähigkeiten, die das normale Erkenntnisvermögen überschreiten, und ihre Ursachen sowie ein mögliches Leben nach dem Tod zu untersuchen; Letzterer die Lehre von übersinnlichen, unerklärlichen Kräften und Erscheinungen und auch Bezeichnung für damit zusammenhängende verschiedene esoterische Weltanschauungen
Parapsychologie und Okkultismus
Erstere ein sich als wissenschaftlich unhaltbar erwiesener und daher aufgegebener Fachbereich der Psychologie, der sich der Erforschung von Zusammenhängen zwischen den körperlichen Merkmalen einer Person und deren Gefühlen, Persönlichkeits- und Charaktereigenschaften gewidmet hat – und in heutiger Form innerhalb unterschiedlicher Fachbereiche der Biologie und Psychologie nur noch kulturübergreifende und somit für alle Menschen gleichermaßen feststellbare Ausdrucksformen erforscht und beschreibt; Letztere eine Form der Unterhaltung, deren Präsentatoren (sogenannte „Mentalisten“) auf Grundlage von Techniken aus der angewandten Psychologie ihrem Publikum Illusionen übernatürlicher oder anderer sensationeller Vorgänge vortäuschen, zumeist unter Verwendung von Hypnose oder dem Lesen der Körpersprache von freiwilligen Teilnehmern ihres Bühnenprogramms
Ausdruckspsychologie und Psychologie als Zauberkunst
Erweiterung der klassischen Psychologie und Psychotherapie um philosophische, religiöse und spirituelle Aspekte, deren wesentliche Gemeinsamkeit die Annahme ist, dass jeder Mensch das Potential zu Erfahrungen besitzt, die die personale Identifikation des Ichs „transzendieren“, und dass diese Erfahrungen heilend wirken und die Persönlichkeitsentwicklung entscheidend fördern
Transpersonale Psychologie und Psychotherapie
eine Sammlung von Kommunikationstechniken und Methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen, die unter anderem Konzepte aus der klientenzentrierten Therapie, der Gestalttherapie, der Hypnotherapie und den Kognitionswissenschaften sowie des Konstruktivismus aufgreift
Neuro-Linguistisches Programmieren
Belletristik
Auswahl an fantastischer Literatur (vorwiegend aus den Genres Science-Fiction, Fantastik, Fantasy und Horror), die durch die Konstruktion einer fantastischen, traumhaften oder utopischen bzw. dystopischen Welt Rahmenbedingungen und Entfaltungsmöglichkeiten für Handlungen schafft, welche sich um philosophische, politische, kulturelle, gesellschaftliche, anthropologische, mystische, religiöse oder wissenschaftliche Themen drehen, und diese kritisch beleuchtet, reflektiert, problematisiert oder frühzeitig antizipiert
Literatur mit Handlungen in fantastischen oder utopischen Welten
Auswahl literarischer Werke, deren Handlungen in einer möglichen realistischen Welt spielen (meist in Form von Bildungs- und Gesellschaftsromanen, Novellen oder Satiren), und die kritikwürdige gesellschaftliche, politische und psychologische Zustände bzw. Entwicklungsprozesse sichtbar machen und diese philosophisch-literarisch reflektieren oder den Leser dazu anregen
braun:eBook, PDF-Dokument, Online-Buch, Website oder Blog
blau:Hörbuch, Film(reihe), Vortrag/Vorlesung oder Podcast
grün:separates Kapitel oder Auszug aus einem Buch/Medium
violett:Buch/Medium auch an anderer, speziellerer Stelle aufgeführt
Hinweise
Die Jahresangaben zu den jeweiligen Büchern beziehen sich (sofern nicht anders angegeben) auf die erstmalige Veröffentlichung in der Originalsprache, auch wenn bei deutschen Übersetzungen stets der deutsche und nicht der Originaltitel aufgelistet wird. Nur bei speziellen Sonderausgaben, die eigens für den deutschsprachigen Raum bearbeitet und herausgegeben worden sind und sich vom Originaltext deutlich unterscheiden, werden die Jahresangaben dieser Ausgaben angegeben.
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Gegenüber Vorgängerauflagen unveränderte Auflagen sind nicht aufgelistet, auch keine textgleichen Taschenbuchausgaben oder Neuausgaben durch einen Verlagswechsel.
Die Buchtitel vor allem älterer Werke wurden zur besseren Lesbarkeit und leichteren „digitalen Findbarkeit“ an die aktuelle Schreibweise und Rechtschreibung angepasst.
René Girard (25. Dezember 1923 - 4. November 2015): vor 9 Jahren
Gilles Deleuze (18. Januar 1925 - 4. November 1995): vor 29 Jahren
Zitate
„Bildung darf nicht unter dem Gesichtspunkt seiner praktischen (materiellen) Verwertbarkeit beurteilt werden, sondern soll als Selbstzweck unabhängig von Nützlichkeitserwägungen angestrebt werden!“ (nach Friedrich Immanuel Niethammer [1766-1848], Philosoph und Humanist)
„Bildung ist nicht »Ausbildung für etwas«, »für« Beruf, Fach, Leistung jeder Art, noch gar ist Bildung um solcher Ausbildung willen. Sondern alle Ausbildung »zu etwas« ist für die aller äußersten »Zwecke« ermangelnde Bildung da – für den wohlgeformten Menschen selbst.“ (Max Scheler [1874-1928], Philosoph, Anthropologe und Soziologe)
„Wissen bedeutet nicht, im Besitz von Wahrheit zu sein, sondern durch die Oberfläche zu dringen und kritisch und tätig nach immer größerer Annäherung an die Wahrheit zu streben.“ (Erich Fromm [1900-1980], Sozialpsychologe, Philosoph und Humanist)
„Bildung darf nicht darauf beschränkt bleiben, Menschen zu befähigen, sich in vorgegebene Strukturen einzupassen. Ziel von Bildung muss es sein, Menschen in die Lage zu versetzen, die Welt zu verändern, soziale, ökologische und demokratische Reformen zu entwickeln und umzusetzen.“ (aus dem Programm der Partei DIE LINKE von 2011)
„Der Mensch ist, was er ist, wie er als Mensch sein soll, erst durch Bildung; es ist seine zweite Geburt, er nimmt dadurch erst von dem Besitz, was er von Natur hat, – und so ist er erst als Geist.“ (Georg Wilhelm Friedrich Hegel [1770-1831], Philosoph)
„Jeder ungebildete Mensch ist die Karikatur von sich selbst.“ (Friedrich Schlegel [1772-1829], Philosoph und Schriftsteller)
„Bildung ist das Leben im Sinne großer Geister mit dem Zwecke großer Ziele.“ (Friedrich Nietzsche [1844-1900], klassischer Philologe und Philosoph)
„Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen.“ (Robert Frost [1874-1963], Dichter und vierfacher Pulitzer-Preisträger)
„Bildung ist das, was übrig ist, wenn wir vergessen, was wir gelernt haben.“ (George Savile [1633-1695], Politiker und Autor)
„Gute Bücher sind wie eine Gesellschaft von Königen und Königinnen, sind wie eine reine Gesellschaft von wahrhaft auserwählten und Mächtigen der Erde.“ (John Ruskin [1819-1900], Schriftsteller, Maler, Kunsthistoriker und Sozialreformer)
„Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte.“ (Hermann Hesse [1877-1962], Schriftsteller, Dichter und Maler)
„Bildung ist das typische moderne, humanistische Vorhaben, den Menschen herzustellen und darzustellen als das sprechende Buch seiner eigenen Welterfahrung. Bildung heißt die Anwendung des Schemas der Buchförmigkeit auf das Leben selbst.“ (Peter Sloterdijk [geb. 1947], Philosoph und Kulturwissenschaftler)
„Bildung bedeutet, sich selbst in die Lage zu versetzen, aus sich selbst heraus Ziele zu entwickeln und diese auch zu verfolgen.“ (Richard David Precht [geb. 1964], Philosoph)
„Der Wunsch zu lernen ist allen edlen Menschen angeboren.“ (Leonardo da Vinci [1452-1519], Maler, Bildhauer und Universalgelehrter)
„Wer die Freude am Lernen verliert, verliert auch die Freude am Leben.“ (Gerald Hüther [geb. 1951], Neurobiologe)
„Man lese nicht viel und nur das Beste, langsam, und befrage sich alle Schritte, warum glaube ich dieses?“ (Georg Christoph Lichtenberg [1742-1799], Mathematiker, Experimentalphysiker und Begründer des deutschsprachigen Aphorismus)
„An Büchern liebe ich, wie an Gerichten, nur das Magere.“ (Paul Valéry [1871-1945], Philosoph, Aphoristiker, Essayist und Lyriker)
„Ich lese gern, wie ein Dienstmädchen liest: Ich identifiziere mich mit dem Verfasser und mit dem Buch. Jede andere Haltung erinnert mich an einen Leichenflederer.“ (Emil Cioran [1911-1995], Philosoph, Aphoristiker und Essayist)
„Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen. Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, dass die Zelle anständig möbliert ist.“ (Peter Ustinov [1921-2004], Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur)
„Ich habe einen Kurs im Schnellesen mitgemacht und bin nun in der Lage, »Krieg und Frieden« in zwanzig Minuten durchzulesen. Es handelt von Russland.“ (Woody Allen [geb. 1935], Filmregisseur, Schauspieler, Komiker und Autor)